Babynahrung

Fertigmilch verändert die Darmflora

Neugeborene, die mit der Flasche gefüttert werden, haben eine andere Darmflora als Säuglinge, die gestillt werden. Das offenbart eine Studie aus dem Libanon.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Flaschenkinder beherbergen mehr Laktokokken im Darm als voll gestillte Kinder.

Flaschenkinder beherbergen mehr Laktokokken im Darm als voll gestillte Kinder.

© Yvonne Bogdanski / fotolia.com

LEBANON. Die Empfehlung, Neugeborene möglichst exklusiv zu stillen, erhält jetzt auch aus der Mikrobiomforschung Unterstützung.

Nach den Ergebnissen einer prospektiven Studie haben Säuglinge, die zusätzlich Ersatzmilch bekommen, eine ähnliche Darmbesiedlung wie Säuglinge mit reiner Flaschennahrung.

Die ernährungsabhängigen Unterschiede in der Darmflora sind der Untersuchung zufolge jedoch geringer als die Unterschiede, die mit dem Geburtsweg zusammenhängen.

An der Studie waren insgesamt 102 reifgeborene Säuglinge beteiligt, von denen 70 auf natürlichem Weg und 32 per Sectio zur Welt gekommen waren. 70 Kinder wurden ausschließlich gestillt, 26 erhielten Muttermilch und zusätzlich Formulanahrung, die übrigen sechs Kinder bekamen hingegen nur Fertigmilch (JAMA Pediatr 2016, online 11. Januar).

Stuhlproben analysiert

Im Alter von sechs Wochen wurde dann bei den Kindern in Stuhlproben mittels Sequenzierung der bakteriellen 16S-rRNA-Gene die Zusammensetzung des Darmmikrobioms bestimmt.

Dabei wurden insgesamt 241 Bakteriengattungen nachgewiesen. Über 90 Prozent der sequenzierten DNA stammten allerdings von nur zehn Gattungen; allein Bacteroides und Bifidobakterien machten schon etwa die Hälfte aus.

Wie bereits in früheren Untersuchungen zeigte sich auch in der US-amerikanischen Kohorte eine deutliche Assoziation zwischen dem jeweiligen Entbindungsmodus und der Art der Darmflora (p < 0,001). Dieser Zusammenhang bestand unabhängig von der Ernährung der Säuglinge. Darüber hinaus war aber auch die Ernährung mit der Zusammensetzung des Mikrobiom assoziiert.

Vergleich mit reinen Stillkindern

In paarweisen Vergleichen beschränkte sich der Unterschied allerdings auf reine Stillkinder in der Gegenüberstellung mit Kindern, die entweder nur Flaschenmilch oder Muttermilch plus Flaschenmilch erhielten. Kinder mit zusätzlicher Formulanahrung hatten dagegen kein signifikant anderes Mikrobiom als Kinder, die nur Fertigmilch bekamen.

Allerdings waren die ernährungsassoziierten Mikrobiomdifferenzen generell geringer als die Differenzen im Zusammenhang mit dem Entbindungsmodus.

Bei Kindern von Frauen mit vaginaler Entbindung war verglichen mit Kindern aus Kaiserschnittgeburten der Anteil von Bacteroides und Pektobakterien erhöht und der von Staphylokokken, Rothia- und Propionibakterien vermindert. Säuglinge, die ausschließlich Muttermilch bekamen, beherbergten vor allem weniger Laktokokken als Säuglinge mit Formulanahrung.

Abweichungen in der mikrobiellen Besiedelung des Darms werden heute mit verschiedensten Störungen von der Clostridium-difficile-Infektion bis zu Stoffwechsel- und neurologischen Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Es ist daher vorstellbar, dass die Darmflora zu einem gewissen Grad auch das vermehrte Auftreten von Adipositas, Asthma und Typ-1-Diabetes nach Kaiserschnitten oder den Schutz vor Asthma, Übergewicht und Diabetes bei Stillkindern vermittelt.

Mehr zum Thema

HIV-Therapie

Gewichtszunahme? Nicht gleich das Regime wechseln!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Lesetipps
Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert