Studienteilnahme möglich
Gelähmte Hand nach Schlaganfall: Studien zu Neuroprothesen in Tübingen
Bei Handlähmung nach einem Schlaganfall kann die neuroplastische Reorganisation durch das Training mit einer intelligenten Neuroprothese unterstützt werden. Die Uniklinik Tübingen will dazu eine Studie starten.
Veröffentlicht:Tübingen. Patientinnen und Patienten mit einer dauerhaften Handlähmung nach Schlaganfall könnten von Methoden der Neurorehabilitation profitieren. Bei Interesse an einer Teilnahme an entsprechenden Studien können sie sich beim Uniklinikum Tübingen melden, wie das Klinikum am Montag mitgeteilt hat.
Um für Betroffene effektivere Therapien zur Neurorehabilitation auszuarbeiten, untersucht das Tübinger Institut für Neuromodulation und Neurotechnologie den Einsatz intelligenter Neuroprothesen: Dabei werden Hirnimpulse, die bei der versuchten oder vorgestellten Bewegung entstehen, an technische Hilfsmittel wie Roboterorthesen übertragen, die ein Öffnen der gelähmten Hand ermöglichen, erklärt die Uniklinik Tübingen in einer Mitteilung.
Feedbackschleife zwischen Gehirn und gelähmtem Muskel
Auf diese Weise spürten die Probandinnen und Probanden trotz ihrer Lähmung, wie sich ihre Finger tatsächlich bewegen, und nähmen dies nicht nur visuell wahr. „Durch diese haptischen Eindrücke entsteht eine Feedbackschleife zwischen Gehirn und gelähmtem Muskel“, heißt es in der Mitteilung.
Studienteilnahme
Patientinnen und Patienten mit einer dauerhaften Handlähmung nach einem Schlaganfall können sich für Studien unter der E-Mail-Adresse neuromodulation@med.uni-tuebingen.de oder der Telefonnummer 07071 29 85138 anmelden.
In einer Studie sei nachgewiesen worden, dass ausgedehnte Regionen in beiden Hirnhälften nach einem schweren Schlaganfall in Verbindung mit der gelähmten Hand stehen – diese Hirnareale sind umso größer, je schwerer die Patientinnen und Patienten betroffen sind (Brain Stimulation 2022; online 10. Mai).
Offenbar versuche das Gehirn nach einem Schlaganfall bereits von sich aus, alle geeigneten neuronalen Ressourcen zu aktivieren, um die Lähmung zu überwinden, so die Uniklinik in ihrer Mitteilung.
Jetzt habe das Team um Professor Alireza Gharabaghi, Ärztlicher Direktor am Institut für Neuromodulation und Neurotechnologie, in einer neuen Studie gezeigt, wo und wie andere Hirnareale mit den gelähmten Muskeln in Verbindung treten, um verloren gegangene Bewegungen wieder zu ermöglichen (Journal of Neuroscience 2022; online 8. August).
Beim Training mit einer intelligenten Neuroprothese synchronisierten sich die Gehirnneuronen dieser zusätzlichen Hirnareale mit den Rückenmarksneuronen, die für die Handöffnung zuständig sind. „Je stärker diese Synchronisation im Frequenzband um 20 Hz stattfindet, desto bessere klinische Erfolge konnten anschließend beobachtet werden“, berichtet die Uniklinik Tübingen.