Die in Leitlinien empfohlene Therapie bei Morbus Crohn deckt sich oft nicht mit dem Vorgehen in der Praxis.

Darauf hat Professor Wolfgang Kruis aus Köln in Wiesbaden hingewiesen. So werde in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) bei einem Rezidiv Mesalazin nur eine geringe Bedeutung als remissionserhaltende Therapie zugesprochen. Aktuelle Daten aus der Versorgungsforschung zeigten dagegen, dass ein hoher Prozentsatz der Morbus-Crohn-Patienten eine remissionserhaltende Therapie mit Mesalazin erhalte - verordnet durch Hausärzte ebenso wie durch Gastroenterologen, in Kliniken und auch im ambulanten Bereich.

Besonders, wenn bei mildem Morbus Crohn die Remission durch Mesalazin erreicht werden konnte, scheint, wie Kruis ausführte, vielen Kollegen wie auch Experten Mesalazin zur Remissionserhaltung sinnvoll und gerechtfertigt. Die Frage sei daher, ob die unzureichende Evidenz für dieses Vorgehen methodische Ursachen habe oder das im täglichen klinischen Alltag geübte Vorgehen eine Selbsttäuschung sei.

Leitlinien und Vorgehen unterscheiden sich oft.

Eine Erklärung für die unterschiedlichen Ansätze sieht Kruis in der hohen Variabilität des Verlaufs. So gebe es Hinweise, dass ein Teil der Patienten einen leichten Krankheitsverlauf erlebe und daher selten Steroide benötige. Um Parameter zu identifizieren, die mit leichtem Verlauf korrelieren, hat Kruis eine retrospektive Studie bei in Praxen erstdiagnostizierten Patienten gemacht. Soweit möglich waren sie initial mit Mesalazin therapiert worden. Jetzt liegen Daten von 103 Patienten vor, deren Erkrankung in zwölf Praxen erstdiagnostiziert und im Median 46 Monate lang verfolgt worden waren.

Ergebnis: Bei 27 Prozent fand sich ein leichter Verlauf, bei dem mit Mesalazin - eventuell mit einmaliger Steroidtherapie beim ersten Schub - ausreichend therapiert werden konnte. Prädiktive Faktoren für den leichten Verlauf waren, wie Kruis bei der von Ferring Arzneimittel unterstützten Veranstaltung berichtete, ein höheres Alter bei Erstdiagnose, niedriges CRP (C-reaktives Protein) und das Fehlen schwerer Schleimhautläsionen. Nun sei zu klären, ob die Bedeutung von Mesalazin beim leichten Verlauf des Morbus Crohn in prospektiven Studien zu evaluieren sei. (MV)

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