Magen-Darm-Probleme
Giftexperten warnen vor rohen Gartenbohnen
Viel Arbeit für das Giftinformationszentrum-Nord in Göttingen: Weil sie rohe Bohnen verzehrt haben, klagen derzeit Anrufer über Magen-Darm-Beschwerden. Inzwischen häufen sich auch Anfragen wegen Pilzvergiftungen.
Veröffentlicht:GÖTTINGEN. Das Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) in Göttingen warnt aus aktuellem Anlass dringend vor dem Verzehr roher Gartenbohnen.
Seit Beginn der Bohnensaison bekommen die Giftexperten ungewöhnlich viele Anfragen von besorgten Anrufern, bei denen nach dem Verzehr von rohen Bohnen Magen-Darm-Probleme aufgetreten waren. "Zurzeit bekommen wir täglich ein halbes Dutzend Anfragen zu diesem Thema", sagt der Giftexperte Dr. Andreas Schaper.
Auslöser der teils erheblichen Beschwerden sind giftige Eiweißverbindungen (Phaseoline), die in den Bohnensamen enthalten sind. Schon der Verzehr von wenigen rohen Samen oder Schoten kann starke Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Beim Kochen werden diese giftigen Proteine, die häufig auch als "Phasin" bezeichnet werden, zerstört. Gekochte Bohnen sind daher bekömmlich.
Jedes Jahr 35.000 Anfragen
Das GIZ-Nord ist die zentrale Giftinformationsstelle für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen. Die Göttinger Experten beantworten jährlich mehr als 35.000 Anfragen, meistens geht es dabei um akute Vergiftungsfälle.
Seit einigen Wochen häufen sich die Anfragen, bei denen es nach dem Verzehr von rohen Gartenbohnen zu Vergiftungserscheinungen kam. Sowohl Erwachsene als auch Kinder seien betroffen gewesen, sagt Schaper.
Zwei Fälle stuften die Experten als mittelschwere Vergiftungen ein, hier hielt das Erbrechen über mehrere Stunden an. Solche Symptome treten nicht immer auf. "Manche reagieren sehr stark auf die giftigen Proteine, manche gar nicht", sagt Schaper.
Grundsätzlich rate man dringend vom Verzehr roher Bohnen ab. Giftexperten empfehlen, Bohnen zu kochen und nicht nur zu erhitzen. Experimentelle Untersuchungen hätten gezeigt, dass eine Temperatur von 80 Grad Celsius nicht ausreiche, um giftige Proteine komplett unschädlich zu machen.
Champignon oder Knollenblätterpilz
Da inzwischen auch die Pilzsaison begonnen hat, erhalten die Göttinger Giftexperten derzeit auch vermehrt Anfragen zu Pilzvergiftungen. Es habe bereits mehrere Fälle gegeben, bei denen Betroffene mit Verdacht auf eine Knollenblätterpilzvergiftung im Krankenhaus behandelt werden mussten, sagte Schaper.
In den meisten Fällen hatten Betroffene die Knollenblätterpilze für Champignons gehalten. Solche Verwechslungen kommen immer wieder vor, weil sich beide Pilzarten auf den ersten Blick sehr ähnlich sehen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind die Lamellen: Champignons haben immer gefärbte, Knollenblätterpilze immer rein weiße Lamellen. (pid)