Leitartikel zu Vorhofflimmern
Große Verwirrung um Digitalis
Die Verwirrung ist perfekt. Auf die Frage, ob Digitalis bei Vorhofflimmern das Sterberisiko erhöht oder nicht, geben zwei Autorengruppen völlig konträre Antworten - obwohl ihre Analysen auf identischen Daten basieren. Wer hat Recht?
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Vorhofflimmern? Zum Risiko der Therapie mit Digoxin sind die Meinungen geteilt.
© Getty Images / Hemera
Eine Digoxin-Therapie zur Frequenzkontrolle bei Vorhofflimmern ist mit einer erhöhten Sterberate assoziiert. Diese beunruhigende Aussage einer Forschergruppe um Dr. Claude S. Elayi vom Gill Heart Institut der Universität von Kentucky ließ im November 2012 die Fachwelt aufhorchen.
Ihre im "European Heart Journal" publizierte Post-hoc-Analyse stützt sich auf Daten von 4060 Teilnehmern der AFFIRM-Studie.
AFFIRM ist bekanntlich die erste große Studie, in der die Nicht-Unterlegenheit der Frequenzkontrolle als Behandlungsstrategie bei Vorhofflimmern im Vergleich zur Rhythmuskontrolle unter Beweis gestellt worden ist.
Ein Jahrzehnt nach Publikation der Hauptstudie kam die Arbeitsgruppe Elayis in ihrer retrospektiven Analyse der AFFIRM-Daten zu dem Ergebnis, dass die Therapie mit Digoxin - nach statistischer Berücksichtigung anderer Covariablen wie Begleiterkrankungen und -therapien - mit einer um 41 Prozent erhöhten Gesamtsterberate assoziiert war.
Der Stellenwert von Digoxin in der Therapie bei Vorhofflimmern müsse angesichts dieser Ergebnisse neu bewertet werden, forderten folgerichtig Elayi und seine Mitautoren.
Für diese Forderung gebe es keinen Grund, kontert jetzt eine internationale Autorengruppe um Dr. Ali Ahmed aus Birmingham, Alabama. Auch diese Gruppe hat sich in einer ebenfalls im "European Heart Journal" publizierten Post-hoc-Analyse die AFFIRM-Daten vorgenommen - mit völlig anderem Ergebnis ...