Baden-Württemberg

Grünen-Chefin beklagt „Kreuzzug“ gegen Homöopathie und stützt Lucha

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Lena Schwelling, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg, unterstützt Gesundheitsminister Lucha und fordert unter anderem, die Weiterbildung für Hömöopathie für Ärztinnen und Ärzte zu erhalten.

Lena Schwelling, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg, unterstützt Gesundheitsminister Lucha und fordert unter anderem, die Weiterbildung für Hömöopathie für Ärztinnen und Ärzte zu erhalten.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Stuttgart. Die Grünen-Landesvorsitzende Lena Schwelling hält den Dauerstreit über die Homöopathie für völlig übertrieben und will den Menschen die Wahlfreiheit erhalten. Sie sei wie Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) der Meinung, dass Naturheilkunde und Homöopathie für viele Menschen im Land ein wichtiges Thema sei. „Es gibt in diesem Land eine Arzt- und Therapie-Wahlfreiheit. Und wenn die Menschen sich dafür entscheiden wollen, dann finde ich, muss man ihnen das auch zugestehen.“ Auch die Weiterbildung für Homöopathie für Ärzte solle bleiben.

Die 30-jährige Schwelling sprach sich dagegen aus, Homöopathie aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen, wie es etwa die FDP fordert. Sie könne nicht verstehen, dass dabei mit den Kosten argumentiert werde. „Wir reden über etwa 0,003 Prozent der Gesamtkosten der gesetzlichen Krankenkassen, die in homöopathische Medikamente und Behandlungen fließen.“

Schwelling auch gegen Streichung aus der Weiterbildungsordnung

Das sei doch nicht der Rede wert. „Würde man das als ein homöopathisches Medikament sehen, wäre das auch an der Nachweisgrenze, so wenig Geld ist das. Das ist so verdünnt und so wenig in diesem Gesamthaushalt, dass es nicht lohnt darüber zu streiten.“ Schwelling sagte weiter: „Deswegen wundert mich auch sehr, was für einen Kreuzzug manche gegen das Thema Homöopathie fahren.“

Seit kurzem schwelt im Südwesten ein Streit um die Weiterbildung für Homöopathie. Die Vertreterversammlung der Landesärztekammer Baden-Württemberg hatte im Juli entschieden, die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung streichen zu wollen. Luchas Ministerium hat die Rechtsaufsicht über die Ärztekammer und muss die Änderungssatzung prüfen. Der Minister hat aber schon erklärt, dass er die Streichung für falsch hält.

Schwelling sagte dazu, es sei ein „normaler Vorgang“, dass das Ministerium prüfe, was die Ärztekammer vorgeschlagen hat. Es sei doch völlig klar: „Die Weiterbildung in Homöopathie ist eine Zusatzausbildung und ersetzt nicht das Medizinstudium. Selbstverständlich verschreiben homöopathische Ärzte auch Antibiotika, wenn es angezeigt ist.“ Die Parteichefin ergänzte: „Ein wichtiger Punkt, warum die Homöopathie im Kanon bleiben sollte, ist, dass man dann die etablierten Kontrollmechanismen beispielsweise bei der Weiterbildung hat.“

Gegner der Homöopathie argumentieren immer wieder, es gebe keinen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit etwa von Globuli, also homöopathischen Kügelchen. So erklärte vor kurzem die unabhängige Patientenberatung Deutschland, homöopathische Mittel kosteten das Gesundheitssystem Geld und könnten dazu führen, dass Menschen auf wirkungsvolle Behandlungen verzichten oder Vertrauen in die wissenschaftlich basierte Medizin verlieren. Lucha hatte dagegen erklärt, er glaube an die Wirksamkeit der Homöopathie. (dpa/lsw)

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Kommentare
Claus F. Dieterle 29.08.202210:13 Uhr

Häufig kommt es vor, dass Christen die Homöopathie ablehnen, weil sie unqualifizierte sekundäre Literatur lesen statt primäre Quellen zu studieren. Hilfreich ist dabei die Dissertation von Jörg Große-Onnebrink: Der Gottesbegriff bei Samuel Hahnemann. Hahnemann bezeichnet Gott als Weltschöpfer, Schöpfer der Menschen, Schöpfer des Guten, gütiger Vater im Himmel usw. Hahnemann war davon überzeugt, dass Gott ihm die Einsicht für seine Homöopathie verlieh, er bezeichnete die Homöopathie als die große Gabe Gottes. Übrigens: In der Rezension eines Buches über Kindererziehung hält Hahnemann es für enorm wichtig, die Jugend auf die wahre Bestimmung des Menschen...die Annäherung an die Gottheit kräftig und innig aufmerksam zu machen und hinzuleiten. Auch der Dissertation entnommen. 

Die Diss. ist auch als Buch erhältlich, zumindest antiquarisch oder über die Fernleihe einer Bücherei.

Dr. Karlheinz Bayer 29.08.202208:12 Uhr

Bitteschön, nicht die FDP fordert ein Ende der Homöopathie.
Wenn das so wäre, würde ich und würden einige meiner Parteifreunde brechen mit der FDP.
Ich war jahrelang ein Kreisrat für die FDP und als Schriftführer ein geschäftsführendes Mitglied der Kreis-FDP.
Wenn jetzt einzelne Stimmen sich für ein Ende der Homöopathie aussprechen, ist das allenfalls ein Zeichen dafür, dass in der FDP eine große Toleranz und Meinungsfreiheit besteht.
Aber es besteht kein Parteitagsbeschluss, weder in die eine noch in die andere Richtung.
Ich bin kein Homöopath, sondern Schulmediziner, was immer das auch sein mag.
Ich unterstütze als FDP-Mitglied seit 1971/72 ausdrücklich die Position von Frau Lena Schwelling und - so ungern ich das im Bezug auf seine sonstige Gesundheitspolitik sage - die von Manfred Lucha.

Daniel Hoffmann 28.08.202221:32 Uhr

Wie ist es möglich, dass in einem aufgeklärten Land ernsthaft Geld für wirkstofffreie Placebos ausgegeben wird und eine Weiterbildung Regeln dafür vermittelt, mit Nichts oder Wasser oder Zucker zu therapieren?
Mit gleicher Rechtfertigung könnte Schamanismus, Handauflegen, Schüsslern und Geistheilen dazukommen.
Wirklich ärgerlich ist aber, dass schon wieder Homöopathie und Naturheilkunde zusammen genannt werden, obwohl sie nichts miteinander zu tun haben. Ein Zeitalter der Aufklärung ist derzeit wohl nicht zu attestieren.

Dr. Heinrich Hümmer antwortete am 25.10.202220:47 Uhr

Wie ist es möglich, dass in einem aufgeklärten Land ernsthaft Geld für Knie-Arthroskopien ausgegeben wird, deren alleiniger Placeboeffekt erwiesen ist.....

Dr. Karlheinz Bayer antwortete am 29.08.202216:12 Uhr

Wie ist es möglich, dass in einem aufgeklärten Land Geld ausgegeben wird für einen Corona-Impfstoff, der selbst in den Augen der STIKO nicht hilft gegen die aktuellen Varianten?
Wie ist es möglich, dass in einem aufgeklärten Land Geld ausgegeben wird für Cholesterinsenker, die erwiesenermaßen genau das machen, was man Globuli unterstellt?
Wie ist es möglich, dass in einem aufgeklärten Land Geld ausgegeben wird für absolut unsinnige MRTs, nur einfach so, weil man sich dadurch etwas erhofft, was immer das auch sein könnte?
Man könnte die Liste der "Wie ist es möglich, dass in einem aufgeklärten Land Geld ausgegeben wird für ..."-Sätze
um sehr viele verlängern. Fakt ist immer, dass Medizin keineswegs eine exakte Wissenschaft ist, sondern dass sie vielmehr so komplex ist wie - beispielsweise - die Homöopathie.

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