Oropharynxkarzinom
HPV-Positive haben spezielle Erstsymptome
Patienten mit HPV-positiven Oropharynxkarzinomen haben andere initiale Symptome als Patienten ohne Nachweis einer solchen Virusinfektion. Darauf deuten Ergebnisse einer US-Studie hin.
Veröffentlicht:CHARLESTON. Frühere Studien ergaben, dass bei Plattenepithelkarzinomen des Oropharynx insgesamt betrachtet Angaben über Schwellungen am Hals bei jedem zweiten Patienten und über Halsschmerzen bei mehr als 15 Prozent der Betroffenen dominieren.
Doch bisher hat nach Angaben von Dr. Wesley R. McIlwain von der Medical University of South Carolina in Charleston niemand genauer hingeschaut und auf Unterschiede je nach HPV-Status geachtet. Das haben die Forscher nun anhand von Befunden von Patienten an ihrer Klinik nachgeholt (JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2014; 140(5): 441-447).
Die Erstdiagnosen waren bei den Patienten zwischen 2008 und 2013 gestellt worden. McIlwain und Kollegen werteten all jene Befunde aus, die bei Patienten mit erstmals diagnostiziertem Oropharynxkarzinom erhoben worden waren und die einen immunhistochemisch bestimmten HPV-Status enthielten.
Aus einer Datensammlung von 430 Patienten ließen sich die Befunde von insgesamt 88 Patienten für die Studie nutzen. Mit 71 waren die meisten HPV-positiv.
Bei den meisten Patienten (52 Prozent) befand sich der Tumor im Bereich der Tonsillenloge, bei 34 Patienten (39 Prozent) am Zungengrund. Bei sechs Patienten war der weiche Gaumen befallen, und bei zwei Patienten die hintere Rachenregion. Die Verteilung der Häufigkeiten unterschied sich allerdings je nach HPV-Status.
So war bei HPV-positiven Patienten am häufigsten die Tonsillenloge (58 Prozent) und der Zungengrund (37 Prozent) befallen, bei HPV-negativen Patienten hingegen eher der Zungengrund (47 Prozent) und erst am zweithäufigsten der Tonsillenkomplex (29 Prozent).
Mehr Oropharynxkarzinome
Symptome, über die die Patienten zuallererst klagten, unterschieden sich je nach Infektionsstatus. So bemerkten mehr HPV-positive als HPV-negative Patienten erstmals eine sichtbare Raumforderung am Hals (51 Prozent versus 18 Prozent).
HPV-negative Patienten klagten dagegen eher über Halsschmerzen (53 Prozent versus 28 Prozent), Schluckstörungen (41 Prozent versus 10 Prozent) oder schmerzhafte Schluckstörungen (24 Prozent versus 6 Prozent). Der Unterschied bei Halsschmerzen war allerdings nicht signifikant.
Die vorläufigen Daten könnten nach Ansicht der US-Ärzte die Theorie bestätigen, dass Oropharynxkarzinome bei HPV-negativen Patienten eher lokale Symptome am Tumorort verursachen, bei HPV-positiven Patienten sich von Tonsillenkrypten aus entwickeln und zervikale Metastasen bilden, die zu entsprechenden Symptomen führen.
McIlwain und Kollegen halten es für sinnvoll, angesichts der Zunahme von Oropharynxkarzinomen die Allgemeinbevölkerung über erste Anzeichen der Tumorerkrankung zu informieren und auch Zahnärzte und Allgemeinmediziner für dieses Thema zu sensibilisieren.
In den vergangenen Jahrzehnten konnte in vielen Ländern ein starker Anstieg der relativen und absoluten Inzidenz von HPV-positiven Oropharynxkarzinomen beobachtet werden.
So wurde nach Angaben von Martin Mollenhauer und seinen Kollegen von der TU München anhand des Stockholmer Tumorregisters ein siebenfacher Anstieg der absoluten Inzidenz von HPV-positiven Tonsillenkarzinomen zwischen 1970 und 2006 belegt (Pathologe 2014; 35: 127-142). Das entspreche etwa einer Verdoppelung pro Jahrzehnt.
Bei einem weiteren Anstieg werde für 2020 eine höhere Zahl von HPV-assoziierten Oropharynxkarzinomen als von HPV-assoziierten Zervixkarzinomen prognostiziert, weshalb manche Wissenschaftler bereits von einer Epidemie sprächen, so Mollenhauer und seine Kollegen.