Haarausfall bei Frauen - nicht immer liegt's am Testosteron

Vor allem nach der Menopause müssen viele Frauen Haare lassen. Häufig werden hierfür ein erhöhter Testosteronspiegel verantwortlich gemacht. Zu Unrecht, zeigt jetzt eine Studie.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN (St). Amerikanisch-britische Forscher verblüfften dazu jüngst mit unerwarteten Ergebnissen (BJD 2011, first publ. online: 9. Jan): Im Rahmen einer Studie mit Frauen, die wegen eines Androgenmangels eine Androgenersatztherapie erhielten, wäre nach den gängigen Theorien eigentlich Haarausfall bei den Patientinnen erwartet worden.

Doch die Wissenschaftler stellten das Gegenteil fest: Keine der behandelten Frauen berichtete über einen therapiebedingten Haarausfall oder dünner werdendes Haar, obwohl die applizierte Hormonkonzentration im Durchschnitt viermal größer war als die maximale Eigenproduktion.

92,1 Prozent gaben auch eine Zunahme bei der Gesichtsbehaarung an. Und mehr noch: War das Haar vor der Therapie dünner geworden, spross es in vielen Fällen unter der Testosteronzufuhr sogar wieder vermehrt.

285 Studienteilnehmerinnen

Die 285 Frauen hatten wegen Androgenmangels mindestens ein Jahr (12-56 Monate) lang subkutane Testosteronimplantate (mittlere Dosis 133,3 mg) erhalten. Um die Auswirkungen der Therapie zu untersuchen, beantworteten die prä- und postmenopausalen Frauen unter anderem Fragen zu Kopf- und Gesichtshaar. Auch Alter, BMI und Serumtestosteronwerte wurden erfasst.

26,8 Prozent der Patientinnen berichteten über dünner werdendes Haar im Vorfeld der Hormonbehandlung. Diese Frauen hatten vor der Behandlung signifikant niedrigere Serumtestosteronwerte als diejenigen mit vollem Haar (14,2 versus 21,9 ng / dl). 63,2 Prozent der Frauen mit vorausgegangenem Haarverlust gaben an, dass das Haar unter der Testosterontherapie nachgewachsen sei.

Bei der Laborkontrolle vier Wochen nach der Hormonimplantation zeigten sich allerdings keine signifikanten Unterschiede zwischen den Testosteronwerten der verschiedenen Gruppen: Frauen, die über dünnes Haar vor der Therapie berichtet hatten und deren Haare wieder wuchsen: 329,8 ng / dl; Frauen mit dünnem Haar vor der Therapie, deren Haar nicht wieder wuchs: 300,2 ng / dl; Frauen, die nicht über dünnes Haar vor der Therapie berichtet hatten: 295,9 ng / dl).

Positiver anaboler Effekt des Testosterons?

Hinsichtlich des BMI zeigte sich vor der Therapie kein Unterschied zwischen Frauen mit und ohne "Haarlichtung". Es fiel aber auf, dass mehr Patientinnen, die auf die Therapie nicht mit erneutem Haarwachstum reagierten, einen höheren BMI hatten als solche, bei denen die Haare wieder sprossen (BMI > 25: 59 versus 38,3 Prozent).

Auch fanden sich in der Gruppe der Nonresponder Komorbiditäten wie eine Hashimoto-Thyreoiditis oder eine Eisenmangelanämie.

Die Ergebnisse bringen die Annahme ins Wanken, dass erhöhte Testosteronspiegel den Haarausfall bei Frauen fördern. Die Autoren vermuten vielmehr einen positiven anabolen Effekt des Testosterons auf das Haarwachstum, der sich von der diskutierten DHT-abhängigen negativen Wirkung unterscheidet.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination

Einweg-E-Zigaretten

© Moritz Frankenberg / dpa

Vaping

Konsum von fruchtigen E-Zigaretten im Trend