Medienkonsum
Handy am Bett raubt Kindern den Schlaf
Smartphones, Videokonsolen und Fernseher verringern bei Kindern nicht nur die Schlafdauer, sondern auch die Qualität, wie eine US-Studie zeigt.
Veröffentlicht:BERKELEY. Vor dem Schlafengehen noch schnell eine Runde Minecraft oder Angry Birds - für viele Schulkinder endet der Tag vor dem Bildschirm eines Smartphones oder einer Videokonsole.
Bevor dann wirklich das Licht ausgeht, vergehen zum Leidwesen der Eltern oft noch so einige Viertelstündchen.
Wie viel Zeit auf diese Weise vom Nachtschlaf abgezwackt wird, haben Forscher von der Universität Berkeley in Kalifornien untersucht (Pediatrics 2015; online 5. Januar).
Dazu befragten sie 2048 Kinder: Viert- und Siebtklässler aus 29 Schulen in Massachusetts, die an der MA-CORD*-Studie teilgenommen hatten.
75 Prozent haben einen TV im Kinderzimmer
Letztere ist in erster Linie dem Thema Übergewicht im Kindesalter gewidmet. 75 Prozent der befragten Schüler gaben auf dem Selbstauskunftsbogen an, ein Fernsehgerät im Kinderzimmer zu haben.
Kleingeräte wie Handys, Smartphones oder iPods lagen bei 54 Prozent griffbereit herum.
Insgesamt kamen die Kinder mit Handy oder TV im Kinderzimmer auf deutlich weniger Schlaf als die Vergleichsgruppe, bei der elektronische Medien aus dem Schlafzimmer verbannt waren.
Dies hing ganz offensichtlich damit zusammen, dass Erstere wegen ihrer Daddel- oder Chat-Leidenschaft später ins Bett kamen, berichten die Studienautoren um Dr. Jennifer Falbe, Berkeley.
Handys verkürzten die nächtliche Schlafdauer an Wochentagen im Schnitt um 20,6 Minuten, Fernsehgeräte um 18,0 Minuten.
Die Bettgeh-Zeiten verzögerten sich allabendlich um durchschnittlich 37 Minuten bei Handynutzern und um 31,1 Minuten bei TV-Konsumenten (unabhängig vom Handy).
Die Siebtklässler verbrachten deutlich mehr Zeit vor irgendeinem Bildschirm als die Viertklässler. Fernsehen oder Filme auf DVD guckten die Älteren durchschnittlich 2,9 Stunden am Tag, die Kleineren 2,4 Stunden.
Video- oder Computerspiele wurden 2,0 bzw. 1,8 Stunden täglich gespielt.
Vor allem Kinder, die Handys am Bett hatten, fühlten sich häufig unausgeschlafen. Dagegen war dies bei Teilnehmern, bei denen ein Fernseher im Zimmer stand, weniger der Fall.
Nächtliche Anrufe und SMS stören
Falbe und Kollegen führen dies unter anderem darauf zurück, dass die Kleingeräte nachts zuweilen "Laut geben", beispielsweise durch eingehende Anrufe oder SMS.
In einer Studie von 2011 hatten Forscher festgestellt, dass 18 Prozent der befragten Jugendlichen sogar mehrmals pro Nacht von Mobiltelefonen geweckt wurden.
Computer- oder Videospiele führten vor allem bei den Schülern der siebten Klasse zu einer schlechteren Schlafqualität.
Dies könne daran liegen, dass bei 13- bis 14-Jährigen gewalttätigere Szenen über den Bildschirm flimmern als bei den Zehn- oder Elfjährigen, spekulieren die Autoren. Diese Assoziation wurde allerdings durch sportliche Aktivität tagsüber gemildert.
Die Ergebnisse der Studie sind für Falbe und Kollegen ein Warnsignal an die Eltern, auch wenn der kausale Zusammenhang damit nicht bewiesen ist: "Im Kinderzimmer", raten die Forscher, "sollte kein ungehinderter Zugang zu bildschirmbasierten Medien bestehen." (eo)
*Massachusetts Childhood Obesity Research Demonstration Study