Spezielle Pandemiefolge
Hautreaktionen durch Corona-Schutzmasken
Der zum Alltagsaccessoire avancierte Mund-Nasen-Schutz gegen die Übertragung von SARS-CoV-2 zeigt nicht zuletzt an, dass Infektiologen derzeit vielbeschäftigte Leute sind. Doch auch den Dermatologen bescheren die Gesichtsmasken offenbar Arbeit.
Veröffentlicht:Verona. Wie kürzlich zu erfahren war, erlebt die Kosmetikindustrie derzeit einen erheblichen Einbruch ihrer Umsätze. Der Absatz von Lippenstift soll um fast die Hälfte zurückgegangen sein.
Der Grund: Wer einen Mund-Nasen-Schutz trägt, um eine Infektion mit dem COVID-19-Erreger zu vermeiden, benötigt keine geschminkten Lippen mehr.
Italienische Studie zu Hautveränderungen
Den Umsatz von Dermatologika könnten die Gesichtsmasken hingegen sogar fördern, denn Hautirritationen bleiben unter der schweißtreibenden Infektionsbarriere nicht aus.
Eine italienische Forschergruppe um Sheila Veronese von der Universität Verona hat mithilfe der „Environmental Scanning Electron Microscopy“, einer Variante der Rasterelektronenmikroskopie, den Nachweis geführt, dass und wie sich standardmäßig gefertigte chirurgische Masken im Gebrauch verändern und auf die Haut zurückwirken (J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; online 1. September).
Deformationen, hervorgerufen durch das Berühren mit den Händen, können demnach die Porosität der Masken reduzieren – von Schmutzeinflüssen zu schweigen. Dies wiederum führt zur Akkumulation von Sauerstoff und Kohlendioxid und zu Veränderungen von Feuchtigkeit und Temperatur im Raum zwischen Gesicht und Maske; das kann nicht nur die Atmung, sondern auch die Haut beeinträchtigen.
Daraus resultierende Fehlregulationen können Hautentzündungen bedingen – ein Prozess, der mitunter in einen Circulus vitiosus mündet. All dies nimmt naturgemäß zu, je länger die Maske getragen wird.
Zwei von zehn Probanden der Veroneser Studie klagten nach einem Monat mit Maskengebrauch über zunehmendes Unbehagen und Juckreiz. Eine dritte Person entwickelte eine veritable Acne rosacea auf Höhe der Wangen. Es bedurfte einer viermonatigen Therapie, zunächst mit einem oralen Tetracyclin, danach topisch mit Ivermectin, um die Effloreszenzen verschwinden zu lassen.
Vermehrt Hautreaktionen mit N95-Schutzmasken
Schon zuvor und teils viel früher sind Berichte erschienen, wonach N95-Schutzmasken bei Gesundheitspersonal zu Kontaktdermatitis, Urtikaria und Allergien geführt haben (J. Dermatitis 2007; 18: 104).
Überhaupt scheinen Hautreaktionen mit N95-Schutz häufiger aufzutreten als mit den üblichen medizinischen Masken (Contact Dermatitis 2020; 83: 115–121). Geklagt wird zudem über Trockenheit, Spannen und Abschilfern der Haut (J Am Acad Dermatol 2020; 82: 1215–1216).
Juckreiz scheint bei rund 20 Prozent der regelmäßigen Maskenträger aufzutreten, was Kratzen, nicht korrekten Maskensitz und verminderten Schutz im Gefolge haben kann (Acta Derm Venereol 2020; online im Mai). Einschränkend sei aber erwähnt, dass auch die von SARS-CoV-2 ausgelöste COVID-19 zu körperlichen Unannehmlichkeiten – durchaus auch dermatologischen – führen kann. Unter ihnen zählt Juckreiz zu den bei Weitem geringsten.