2. April

Heute ist Welt-Autismus-Tag

Mit dem Welt-Autismus-Tag, der in diesem Jahr auf den Gründonnerstag fällt, soll weltweit für die tief greifende Entwicklungsstörung sensibilisiert werden. Die Ursachen der Erkrankung sind bis heute nicht geklärt.

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HAMBURG. Der Welt-Autismus-Tag wurde am 18. Dezember 2007 von den Vereinten Nationen (UNO) beschlossen und 2008 erstmals veranstaltet. Autismus ist von der Weltgesundheitsorganisation als tief greifende Entwicklungsstörung definiert.

Die Erkrankung bringt ein weites Spektrum an Symptomen mit sich. In der frühen Kindheit können vor allem sprachliche Defizite und besondere Verhaltensweisen auffallen. Betroffene Kinder vermeiden zum Beispiel Körper- oder Blickkontakt.

Autisten haben ein Problem mit der Dechiffrierung von Gestik und Mimik, sie verstehen oft nicht, was der andere meint, wie Daniel Schöttle, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, erläutert.

Ihr Kernproblem sei, dass sie nicht zwischen den Zeilen lesen könnten. Der Experte schildert ein Beispielszenario: "Wenn jemand in mein Büro kommt und sagt: ‚Hier ist es aber frisch!‘, dann würde ich das als Aufforderung verstehen, das Fenster zu schließen.

Ein Autist würde nur antworten: ‚Ja, hier ist es frisch.‘"

Autisten oder Menschen mit dem milderen Asperger-Syndrom seien oft sehr zuverlässig und loyal, mitunter geradezu verletzend ehrlich, lösten Aufgaben mit Perfektionismus und verfügten manchmal über ein hohes Spezialwissen, erläutert der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

Von der Struktur her seien sie aber zwanghaft und unflexibel. Mit einer spontanen Planänderung könnten sie schlecht umgehen.

Die Diagnose erfolge nach sehr ausführlichen Interviews, auch mit den Eltern oder Partnern. Den Betroffenen werden Aufgaben gestellt und die Ergebnisse nach festgelegten Skalen bewertet. Bei Kindern ist auch eine körperliche Untersuchung wichtig.

Der Begriff Autismus - Selbstbezogenheit - geht auf den Schweizer Psychiater Eugen Bleuler (1857-1939) zurück. Die Ursache der Erkrankung ist nicht geklärt. Ein Gendefekt ist bislang nicht entdeckt worden.

Die Wissenschaft geht aber davon aus, dass es teilweise eine genetische Wurzel gibt, so Schöttle. Autismus trete häufig in Familien auf, in denen auch schon Fälle von Schizophrenie oder manisch-depressive Erkrankungen vorgekommen sind.

Heilen kann man Autismus nicht. Die Betroffenen müssen lernen, mit den Symptomen umzugehen. Gestik und Mimik müssen sie sich wie Vokabeln einprägen. Es gibt Menschen, die unter dem Asperger-Syndrom leiden und es trotzdem bis zum Professor gebracht haben. (dpa)

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