Rheumatoider Arthritis
Hoher Faktortiter - stark gefährdet
Je nach Höhe des Rheumafaktortiters haben bisher Gesunde ein bis zu 26-fach erhöhtes Risiko, auch noch nach vielen Jahren an Rheumatoider Arthritis zu erkranken. Für sie wäre ein Rauchstopp empfehlenswert.
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Bei hohen Rheumafaktortitern auch ohne Symptome sei es ratsam, einen Rheumatologen zu konsultieren, schreiben dänische Forscher.
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KOPENHAGEN. Mit der Höhe der Rheumafaktortiter steigt bei Gesunden die Wahrscheinlichkeit, im Langzeitverlauf an Rheumatoider Arthritis (RA) zu erkranken.
Im Vergleich zu Menschen ohne Rheumafaktor oder mit niedrigen Titern kann die Erkrankungswahrscheinlichkeit um bis zu 26-fach erhöht sein.
Den epidemiologischen Zusammenhang zwischen Rheumafaktortiter und dem Risiko, an Rheumatoider Arthritis zu erkranken, haben dänische Biochemiker und Gesundheitsforscher durch Auswertung von Daten der prospektiven Copenhagen City Heart Study aufgedeckt (BMJ 2012; 345: e5244).
Blutproben von 9712 gesunden Dänen wurden zwischen 1981 und 1983 genommen und die Teilnehmer bis zum August 2010 nachbeobachtet. In diesem Zeitraum erkrankten 183 Teilnehmer an der Autoimmunkrankheit.
Je nach Rheumafaktortiter hatten die Teilnehmer der statistischen Auswertung zufolge unterschiedlich hohe Erkrankungsrisiken. Im Vergleich zu Teilnehmern mit einem Titer unter 25 IU/ml betrug die Hazard Ratio (HR) bei Teilnehmern mit einem Titer zwischen 25 und 50 IU/ml 3,6. Bei einem Titer zwischen 50 und 100 IU/ml lag die HR bei 6, und bei einem Titer über 100 IU/ml betrug sie sogar 26.
Das absolute Risiko, nach zehn Jahren an RA zu erkranken, war demnach mit 32 Prozent bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren am höchsten, die rauchten und einen Titer über 100 IU/ml hatten.
Das bedeutet allgemein betrachtet: Innerhalb von zehn Jahren ab der Blutabnahme wird eine von drei Frauen einer so charakterisierten Gruppe an RA erkranken.
Frauen der Risikogruppe sollten das Rauchen aufhören
Mit einem absoluten Risiko von 0,1 Prozent haben der Studie zufolge Männer über 70 mit einem Rheumafaktortiter unter 25 IU/ml das niedrigste Erkrankungsrisiko, und zwar unabhängig davon, ob sie rauchen.
Eine praxisrelevante Schlussfolgerung der Wissenschaftler ist, Frauen der Risikogruppe zu raten, mit dem Rauchen aufzuhören. Und: Bei deutlich erhöhten Rheumafaktortitern sollte frühzeitig auch ohne Gelenksymptome der Rat von Rheumatologen eingeholt werden.
Anders Dr. Julia F. Simard und Dr. Marie Holmqvist vom Karolinska-Institut in Stockholm in ihrem Kommentar: Die Daten seien zwar epidemiologisch interessant, aber nicht unbedingt praxisrelevant.
Denn Tests auf Rheumafaktoren würden gewöhnlich erst bei Verdacht auf die Autoimmunkrankheit gemacht, und es bleibe unklar, wie oft erhöhte Titer eher zufällig entdeckt werden. Da die Dänen nicht explizit ein Screening empfehlen, würden Seropositive ohne Screening nur selten entdeckt, schreiben die schwedischen Epidemiologinnen.