Normwerte

Im Alter darf der TSH-Wert höher sein

Vorsicht bei Älteren mit subklinischer Hypothyreose! Der TSH darf im oberen Normbereich liegen.

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MONTERREY / MEXIKO. Der Nutzen einer L-Thyroxin-Therapie bei Älteren mit einem TSH von unter 10 mU/l ist nicht belegt. Sie könnte sogar schaden. Das illustriert die Kasuistik eines 71-jährigen, stark übergewichtigen Mannes mit Typ-2-Diabetes, Hypertonie und koronarer Herzkrankheit, die Endokrinologen von der Uniklinik in Monterrey, Mexiko, veröffentlicht haben. Der Mann bekam bei einem TSH-Wert von 7,2 mU/l 75 µg L-Thyroxin pro Tag verordnet. Einen Monat später traten plötzlich Palpitationen, Dyspnoe und Thoraxschmerzen auf. Ursache waren ein neu aufgetretenes Vorhofflimmern sowie eine leichte linksventrikuläre Hypertrophie. Der TSH-Spiegel betrug nur noch 0,1 mU/l.

Daraufhin wurde das Medikament abgesetzt, der Patient erhielt ein Antikoagulans und einen Betablocker. Drei Monate war er wieder im Sinusrhythmus, der TSH-Wert betrug 5,6 mU/l (JAMA Intern Med. 2016; 176: 1741-1742). Nach nur einmaliger TSH-Messung sollte keine Diagnose gestellt werden, betonen die Endokrinologen.

Und es gibt keine Nachweise dafür, dass die L-Thyroxin-Therapie alten Menschen nutzt. Vielmehr drohen Angina pectoris, Vorhofflimmern, Hyperthyreose und Knochendichteverlust sowie eine iatrogene subklinische Hyperthyreose. Bei Älteren mit niedrigen TSH-Werten ist eine signifikant höhere Sterberate festgestellt worden als bei vergleichsweise hohen Werten. Das geht aus der prospektiven Untersuchung von 1200 über 65-Jährigen hervor: Probanden mit einem TSH im niedrigsten Quartil hatten ein 2,2-fach höheres Sterberisiko als Personen mit einem Wert im höchsten Quartil. fT3 und fT4 beeinflussten die Mortalitätsrate nicht (J Am Geriatr Soc 2016; 64: 553-560).

Es wäre an der Zeit, sich über altersadaptierte Normwerte Gedanken zu machen, so der Kommentar von Professor Hermann S. Füeßl, Internist aus München, in der "Münchner Medizinischen Wochenschrift" (MMW 2016; 158: 50). "Offensichtlich ist es eher ein allgemeiner protektiver Faktor, wenn sich der Wert im höheren Lebensalter in Richtung des nach der bisherigen Definition hypothyreoten Bereichs verschiebt." (ner)

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