Weltweit

Immer mehr dicke Kinder

Weltweit kommt der Kampf gegen Fettleibigkeit bei Kindern nach Ansicht von Forschern nur langsam voran.

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LONDON. Die Zahl der übergewichtigen Kinder sei in den vergangenen 30 Jahren drastisch gestiegen - auch in Ländern, in denen Kinder nach wie vor von Unterernährung betroffen sind. Das stellt ein internationales Forscherteam in einer Serie von Studien fest (The Lancet 2015, online am 18. Februar).

Kinder in den USA wiegen im Schnitt fünf Kilogramm mehr als ihre Altersgenossen vor 30 Jahren, wie neue Schätzungen der Forschergruppe um Boyd Swinburn von der University of Auckland ergaben. Im Vergleich zu den 1970er Jahren nehmen US-Kinder täglich durchschnittlich 200 Kilokalorien mehr zu sich.

Davon profitiere vor allem die Nahrungsmittelindustrie. "Dicke Kinder sind eine Investition für künftige Umsätze", sagte Ko-Autor Tim Lobstein von World Obesity Federation in London.

In einer ihrer Arbeiten fügten die Forscher die Ergebnisse von Studien zusammen, die zwischen 1972 und 2012 veröffentlicht wurden. Dabei wird deutlich: In Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen wie Indien, Mexiko oder Südafrika sei ein Teil der unter Fünfjährigen nach wie vor unterentwickelt und -ernährt.

Gleichzeitig steige die Zahl an fettleibigen Kindern dort rasch an. In Brasilien etwa stieg die Zahl der übergewichtigen inklusive der fettleibigen Kinder von etwa 7 Prozent Anfang der 1970er Jahre auf über 25 Prozent um 2010.

Gesunde Angebote für Kinder gefordert

Aus ihren Ergebnissen leiten die Wissenschaftler die Forderung nach neuen Ernährungsrichtlinien ab, die die Verfügbarkeit, den Preis und Standards bei der Angabe von Nährwerten regeln. Sie plädieren dafür, dass sich Marketingpraktiken von Unternehmen ändern sollten.

Kinder bräuchten Ernährungssicherheit und gesunde Angebote. Der Konsum von gesundem Essen dürfe nicht durch die Bewerbung von konkurrierenden, weniger nahrhaften Produkten gefährdet werden. Außerdem müssten die Regierungen der Länder stärker mit in den Kampf gegen die Fettleibigkeit einbezogen werden, damit der "Adipositas-Epidemie" endlich Einhalt geboten werden könne.

In Deutschland ist dem Statistischen Bundesamt jeder zweite Erwachsene übergewichtig. 1999 brachten 48 Prozent zu viel auf die Waage, 2013 waren es schon 52 Prozent. Eine Studie (Kiggs) hatte von 2003 bis 2006 Daten zur Gesundheit von Kindern in Deutschland erhoben.

Demnach galten in dem Zeitraum 15 Prozent der Sieben- bis Zehnjährigen als übergewichtig. Bei den 14- bis 17-Jährigen waren es sogar 17 Prozent. Der Anteil von Fettleibigkeit lag bei 6,4 und im höheren Alter bei 8,5 Prozent. (dpa)

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