Aktuelle US-Studie

Intensives Ausdauertraining bremst frühen Parkinson

Sport lohnt sich: Kommen Parkinsonkranke im frühen Stadium regelmäßig ins Schwitzen, bleiben ihre motorischen Fähigkeiten über mindestens ein halbes Jahr hinweg stabil, so eine Untersuchung.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Ausdauertraining bei 80–85 Prozent der maximalen Herzfrequenz lohnt sich auch bei frühem Parkinson.

Ausdauertraining bei 80–85 Prozent der maximalen Herzfrequenz lohnt sich auch bei frühem Parkinson.

© Kzenon / Fotolia (Symbolbild mit Fotomodellen)

AURORA. Viel Bewegung ist bei Parkinson sehr wichtig – das haben auch die meisten Experten erkannt. Die im Jahre 2016 überarbeitete deutsche Parkinsonleitlinie rät daher schon im Frühstadium der Erkrankung zur Physiotherapie – hier vor allem, um die Bewegungsverarmung zu begrenzen.

Forscher um Dr. Margaret Schenkman von der Universität in Aurora halten jedoch noch mehr für möglich: So könnte intensives Ausdauertraining nicht nur die motorischen Symptome reduzieren, sondern auch den Krankheitsverlauf bremsen, schließlich fördert Sport die Neurogenese und senkt das Risiko, an Parkinson zu erkranken.

Dies lässt hoffen, dass viel Bewegung im Frühstadium die Progression bremst. Allerdings ist dies nur schwer nachzuweisen. Ob es sich überhaupt lohnt, solchen Fragen in einer größeren Untersuchung nachzugehen, hat jetzt ein Team um Schenkman in einer Phase-II-Studie mit 128 Patienten geprüft (JAMA Neurol 2017, online 11. Dezember).

Training kurz nach der Diagnose

Alle Beteiligten hatten einen frisch diagnostizierten Parkinson – im Mittel seit vier Monaten – und benötigten noch keine dopaminergen Arzneien. Durch diese Begrenzung sollten medikamentöse Einflüsse vermieden werden. Zudem hatten die Patienten bislang weder intensiv noch moderat Sport getrieben.

Zwei Drittel wurdZwei Drittel wurden gebeten, über ein halbes Jahr hinweg viermal wöchentlich an einem Laufbandtraining teilzunehmen. Die Forscher hatten sich zum Ziel gesetzt, die Teilnehmer mindestens dreimal wöchentlich tatsächlich zum Training zu bewegen. Ein Drittel wurde nach dem Zufallsprinzip einer Wartegruppe zugewiesen und in üblicher Weise medizinisch versorgt.

Die Forscher teilten die Patienten mit Training wiederum in zwei gleich große Gruppen: In der einen mussten sie über 30 Minuten hinweg bei 80–85 Prozent ihrer maximalen Herzfrequenz trainieren, in der anderen nur bei 60–65 Prozent.

Die ersten beiden Trainingswochen fanden in Klinikambulanzen oder ähnlichen Einrichtungen unter therapeutischer Kontrolle statt, in der übrigen Zeit sollten die Patienten eigenständig üben und dabei eine Pulsuhr tragen. Die Therapeuten luden sich regelmäßig deren Daten herunter, um zu schauen, ob und wie intensiv die Teilnehmer wirklich übten.

Den Parkinsonkranken schien die Bewegung offenkundig zu gefallen: Jedenfalls kamen sie im Mittel an 2,8 beziehungsweise an 3,2 Tagen pro Woche zum intensiven und moderaten Training. Dabei wurden im Schnitt 80 und 66 Prozent der maximalen Herzfrequenz erreicht, woraus die Therapeuten um Schenkman schon mal eine wichtige Erkenntnis ziehen: Selbst ein intensives Training ist gut möglich.

Die Patienten erreichen dabei nicht nur die vorgegebenen Trainingszielwerte, sie bleiben auch überraschend lange bei der Stange. Nur knapp 9 Prozent der Beteiligten brachen die Studie vorzeitig ab; in der Kontrollgruppe war der Anteil ähnlich hoch wie in den Interventionsgruppen.

Deutliche Effekte auf die Motorik

Effekt von Training bei Parkinson

  • Zum Ende des Laufbandtrainings nach einem halben Jahr hatte sich der motorische UPDRS-Wert mit intensivem Training kaum verschlechtert (+ 0,3 Punkte), wohl aber in der Wartegruppe (+ 3,2 Punkte).
  • Patienten mit moderatem Training lagen dazwischen (+ 2,0 Punkte).

Doch auch bei den motorischen Symptomen zeigten sich deutliche Effekte. Zum Ende des Trainings nach einem halben Jahr hatte sich der motorische UPDRS-Wert mit intensivem Training kaum verschlechtert (plus 0,3 Punkte), wohl aber in der Wartegruppe (plus 3,2 Punkte). Patienten mit moderatem Training lagen dazwischen (plus 2,0 Punkte). Zu Beginn erreichte der Wert in den drei Gruppen 16–17 Punkte.

Die Wissenschaftler um Schenkman prüften nun den Sinn weiterer Studien (Non-Futility-Analyse). Aufgrund von statistischen Vorhersagen gehen sie davon aus, dass der Unterschied zwischen Interventions- und Wartegruppe mindestens 3,5 UPDRS-Punkte betragen muss – bezogen auf das obere 90%-Konfidenzintervall.

Krankheitsmodifizierender Effekt?

Sollte dieser Wert nicht überschritten werden, besteht praktisch keine Chance auf ein klinisch relevantes Ergebnis. Der obere 90%-Wert lag mit moderatem Training bei 2,8 Punkten. Damit lohnt es sich also nicht, weiter zu forschen. Mit intensivem Training erreichte der Wert 4,7 Punkte. Die Chancen stehen hier folglich ganz gut, dass ein solches Training zu klinisch relevanten Ergebnissen führt.

Ob diese jedoch darauf beruhen, dass lediglich die Ausprägung der Symptomatik reduziert oder tatsächlich auch der Krankheitsverlauf gebremst wird, bleibt noch unklar. Letzteres ließe sich annehmen, sollten die Unterschiede nach dem Ende des Ausdauertrainings weiter persistieren. Vielleicht werden die US-amerikanischen Wissenschaftler um Schenkman dies nun in einer Phase-III-Studie prüfen.

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