Immuntherapie wirkt

Jetzt gibt's was auf die Nuss

Wenn Kinder mit hohem Allergierisiko frühzeitig über Jahre hinweg Erdnüsse essen, lässt sich eine Allergie offenbar verhindern - mit nachhaltiger Wirkung.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Vier Jahre Erdnusskonsum sollen nach Studienergebnissen reichen, um eine stabile Immuntoleranz zu induzieren.

Vier Jahre Erdnusskonsum sollen nach Studienergebnissen reichen, um eine stabile Immuntoleranz zu induzieren.

© Christian Jung / fotolia.com

LONDON. Dass eine orale Toleranzinduktion gegen Erdnuss möglich ist, hat die LEAP-Studie gezeigt: Kinder mit hohem Risiko dafür hatten bis zu ihrem fünften Geburtstag seltener eine Erdnussallergie entwickelt, wenn sie vom ersten Lebensjahr an wöchentlich mindestens sechs Gramm Erdnüsse gegessen hatten (Erdnussgruppe).

Im Provokationstest zeigten nur 1,9 Prozent von ihnen eine Reaktion. Unter den Kindern, die in den ersten fünf Lebensjahren auf Erdnüsse verzichtet hatten (Vermeidungsgruppe), erreichte die Allergiequote 13,7 Prozent. Ob die durch Erdnussverzehr erzeugte Immuntoleranz von Dauer ist, wurde nun in einer Anschlussstudie untersucht.

Langfristige Erfolge

550 der ursprünglich 628 Studienteilnehmer, davon 270 aus der Erdnussgruppe, beteiligten sich an der ein Jahr dauernden Folgestudie, in der alle Kinder auf den Verzehr von Erdnüssen verzichten sollten (N Engl J Med 2016; 374:1435-1443).

Wurden, unabhängig von der Compliance, alle Kinder ausgewertet, dann reagierten bei der abschließenden oralen Provokation 4,8 Prozent aus der Erdnussgruppe und 18,6 Prozent aus der Vermeidungsgruppe. Damit waren in beiden Gruppen im Laufe des Jahres drei weitere Kinder zu Erdnussallergikern geworden.

Allerdings hatten sich in der Erdnussgruppe nur 69,3 Prozent der Kinder an das Erdnussverbot gehalten, in der Vermeidungsgruppe waren es 90,4 Prozent gewesen.

Doch auch wenn man die Analyse auf diejenigen Kinder beschränkte, die tatsächlich ein Jahr lang abstinent gewesen waren (maximal 18 g Erdnüsse in Portionen von maximal 2 g), ergab sich ein hochsignifikanter Vorteil für die Erdnussgruppe. Die Allergierate betrug hier 2,1 gegenüber 19,2 Prozent in der Kontrollgruppe.

Bei Pollenallergie dauert es wohl länger

Die erhaltene Schutzwirkung zeigte sich auch an den Antikörpertitern: Die IgE-Spiegel gegen das Erdnuss-Major-Allergen Ara h2 waren in der Erdnussgruppe weiterhin signifikant niedriger und die Konzentrationen von erdnussspezifischem IgG4 weiterhin signifikant höher als in der Vermeidungsgruppe.

Die Ergebnisse der LEAP-Folgestudie zeigen, dass vier Jahre Erdnusskonsum ausreichen, um eine stabile Immuntoleranz gegenüber Erdnuss zu induzieren. Zwar lässt sich aufgrund der Studie keine Aussage über die notwendige Dauer der oralen Immuntherapie machen.

Die Autoren gehen allerdings davon aus, dass für eine dauerhafte Wirkung wie bei der spezifischen Immuntherapie gegen Gräserpollen oder Insektengift eine längere Behandlung erforderlich ist.

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Kommentare
Doris Hofheinz 24.05.201612:04 Uhr

IgE IgG4

Typisch: nach Allergiekontakt mit weiterem Kontakt kombiniert verschiebt sich die Allergie von IgE auf IgG4. Ob das dann, als Allergie mit später Reaktion wirklich besser ist, sollte überdacht werden. In der Medizin wird noch immer die Meinung vertreten, dass hohe IgG4-Titer ganz normal nach Nahrungsmittelkontakt wäre. Es stellt sich dann nur die Frage, warum sehr viele der Nahrungsmittel, die man täglich zu sich nimmt, total negativ oder schwach testen/IgG4; entsprechend der Therapie müssten sich die entsprechenden Titer in schwindelnden Höhen befinden.
Erklärungsbedürftig ist ebenfalls, warum Patienten durch Elimination der auffälligen Lebensmittel plötzlich von Besserung der Beschwerden berichten.
Erdnüsse zählen zu den stark histaminhaltigen Lebensmitteln, die oftmals eine Allergie auf andere Allergene zusätzlich begünstigen.
Es wäre doch interessant gewesen, sämtliche Probanden zuvor gründlich IgE- und IgG4-mäßig zu untersuchen.
Studien aufgrund von Befragung sind für mich weder objektiv noch sauber wissenschaftlich erhoben.
Ich denke, diese Studie ist, erstens viel zu kurz gefasst berichtet und leider, wie so oft, nur einseitig beleuchtet und ausgewertet.

Dr. Wolfgang P. Bayerl 23.05.201613:53 Uhr

die blöden Erdnüsse,

Walnüsse sind gesünder (omega-3), halten sie deshalb aber nicht so lang.

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