Verstopfung
Kinder brauchen rasche Hilfe
Obstipationen sind bereits bei Kindern häufig und manchmal sehr hartnäckig. Die Therapie hängt vom Alter der Betroffenen ab.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Kinder mit Obstipationen müssen so rasch wie möglich behandelt werden, um Vermeidungsverhalten und Chronifizierung zu verhindern, betont die Stiftung Kindergesundheit in einer Mitteilung.
Die Therapie sollte dabei dem betroffenen Kind zunächst die Angst vor schmerzhaftem Stuhlgang nehmen. Die Stiftung rät, in Anlehnung an die Vorschläge der "Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung", den Eltern folgendes Vorgehen zu empfehlen:
Säuglinge und junge Kleinkinder
- Pflege von Po und After, aber keine Manipulationen, zum Beispiel mit einem Fieberthermometer;
- Ernährungsumstellung, um den Stuhl weich zu halten (etwa mit Birnenmus oder Vollkornbrei); für Kinder geeignete Laxantien;
- Um eine mögliche Kuhmilcheiweißunverträglichkeit als Ursache abzuklären, hilft ein IgG-Antikörpertest oder ein Hautpricktest selten weiter. Eine kuhmilchfreie Ernährung über zwei bis vier Wochen kann die Situation klären.
- Sauberkeitstraining erst nach Heilung der Verstopfung!
Kindergarten- und Schulkinder
- Erklären der Darmfunktion mit einfachen Worten. Therapie mit geeigneten Laxantien.
- Toilettentraining: Nach der Hauptmahlzeit oder bei Anzeichen für Stuhldrang sollte das Kind an den Toilettengang erinnert werden. Wenn das Kind versucht, zu "verkneifen", sollte es davon abgelenkt werden.
- Die Sitzungen sollten nicht mehr als fünf bis zehn Minuten dauern. Hilfreich sind: bequemes Sitzen auf der Toilette (Kindersitz) und das Kind für jedes Absetzen von Stuhl loben.
Welche Abführmittel für Kinder?
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Polyethylenglykole (PEG, Synonym: Macrogol). Diese haben eine osmotische Wirkung und binden Wasser im Darm; der Stuhl wird so weich.
Die Präparate können aufgrund ihrer guten Verträglichkeit auch über einen längeren Zeitraum angewandt werden, so die Stiftung. Sie werden unverändert ausgeschieden.
Lactulose und Paraffinöl sind ebenfalls bei Kindern gebräuchlich, haben im Vergleich zu PEG jedoch mehr Nebenwirkungen wie Bauchweh und Blähungen. Abführmittel für Erwachsene sind für Kinder nicht geeignet.
Die Experten betonen zudem: Nur eine konsequente und langfristige Behandlung kann den Teufelskreis von Stuhlverhaltung und Darmausweitung unterbrechen. Mitunter dauert es viele Monate, bis sich die Entleerungsstörung wieder normalisiert.
Wichtig zur Prophylaxe sind eine gesunde Ernährung mit vielen Ballaststoffen und viel Flüssigkeit sowie viel Bewegung. Kinder, die zu Verstopfung neigen, sollten wenig Kuchen, Weißbrot, Schokolade, und Milch bekommen.
Stattdessen mehr Obstsäfte, Gemüse, Salate, Vollkornbrot, Haferflocken, Obst und Joghurt.
Die Kinderärzte räumen auch mit falschen Mythen auf:
- "Verstopfung führe zur inneren Vergiftung des Körpers": Diese uralte Vorstellung findet sich schon in einer ägyptischen Papyrusrolle aus dem 16. Jahrhundert vor Christus und wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts intensiv propagiert ("Der Tod lauert im Darm!"). Dafür gibt es keine Beweise, so die Stiftung: Die angeblich im Darm entstehenden Giftstoffe seien nie nachgewiesen worden.
- "Abführmittel seien auf Dauer gefährlich": Studien widerlegen dies, betont die Stiftung. Eine Analyse von 105 Publikationen aus 30 Jahren habe ergeben: Laxantien wie PEG passieren nicht die Blut-Hirn-Schranke und können nicht süchtig machen. Bei bestimmungsgemäßer Verwendung drohe auch keine Gewöhnung. (eb)