Giftinfozentrum warnt
Kinder vor Omas Pillen schützen!
Mehr als jede dritte Anfrage 2013 an das Giftinformationszentrum Nord hat einen Notfall bei Kindern unter vier Jahren betroffen. Dabei lässt sich das einfach verhindern.
Veröffentlicht:GÖTTINGEN. Eltern und Großeltern sollten darauf achten, dass Chemikalien und Arzneimittel nicht in die Hände von Kindern gelangen können. Darauf hat jetzt das Giftinformationszentrum Nord (GIZ-Nord) in Göttingen anlässlich der Veröffentlichung seines Jahresberichts für das Jahr 2013 hingewiesen.
Insgesamt beantworteten die Mitarbeiter der zentralen Beratungsstelle für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen im vergangenen Jahr knapp 36 500 Anfragen, rund 120 mehr als im Vorjahr.
"Die Zahl der Anfragen zeigt, wie notwendig eine fachliche Beratung und der Notfallservice sind. Die Resonanz belegt zudem, wie gut das GIZ in der Bevölkerung und bei den Ärzten bekannt und akzeptiert ist", sagt der Leiter des GIZ-Nord, Herbert Desel.
In 32 000 Fällen lag der Verdacht auf eine Vergiftung vor, 14 000 davon betrafen Kinder im Alter bis zu vier Jahren. Die größten Gefahren für Kinder stellen dabei chemische Produkte, Arzneimittel und Pflanzen dar. So registrierten die Göttinger Giftexperten mehr als 4900 Fälle, in denen Babys und Kleinkinder Reinigungsmittel und andere Chemikalien verschluckt hatten.
Etwa 3400 Vergiftungen bei Kindern im Alter bis zu vier Jahren waren auf Arzneimittel zurückzuführen. Darunter waren allein knapp 230 Fälle, in denen Kleinkinder Antibaby-Pillen geschluckt hatten.
"Hierbei treten glücklicherweise meist nur leichtere Vergiftungssymptome auf. Richtig gefährlich wird es aber beispielsweise, wenn Kinder die Herztabletten ihrer Oma in die Finger bekommen", sagt Giftexperte und stellvertretende Leiter des GIZ-Nord, Andreas Schaper.
Keine Tabletten herumliegen lassen
Um Kinder vor Medikamentenvergiftungen zu schützen, sollte man deshalb möglichst keine Tabletten herumliegen lassen.
Hauptaufgabe des Giftinformationszentrums ist die Beratung im akuten Vergiftungsfall. Insgesamt dokumentierten die Giftexperten knapp 32 000 Vergiftungsfälle. Zwei der insgesamt 19 Todesfälle waren auf eine Pilzvergiftung zurückzuführen.
75 Menschen erlitten nach dem Genuss von Pilzen eine schwere oder mittelschwere Vergiftung. "Man sollte nur solche Pilze sammeln, die man wirklich genau kennt", sagt Schaper. Eine Vergiftung war auf einen Schlangenbiss zurückzuführen.
Die meisten Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet kamen aus Niedersachsen. Der Rat der Göttinger Giftexperten ist aber auch international gefragt. So erhielt die Beratungsstelle nicht nur Anfragen aus ganz Europa, sondern auch aus Tansania und China. Der 24-Stunden-Service wurde zu 54 Prozent von Bürgern und zu 46 Prozent von medizinischem Fachpersonal genutzt.
Auch Tierbesitzer konsultierten die Göttinger Giftexperten. Rund 650 Beratungsfälle betrafen Tiervergiftungen, in mehr als 400 Fällen hatten sich Hunde eine Vergiftung zugezogen. Das Giftinformationszentrum-Nord in Göttingen ist rund um die Uhr unter der Notrufnummer 0551-19240 erreichbar. (pid)
Weitere Informationen unter: www.giz-nord.de.