Bei Kindern

Kopfschmerz meist primärer Genese

Chronische Schmerzen im Kindes- und Jugendalter nehmen zu. An erster Stelle stehen chronische Kopfschmerzen und Bauchschmerzen.

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NEU-ISENBURG. Chronische Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen sind zu über 90 Prozent primärer Genese, nur bei jedem zehnten Patienten treten sie sekundär auf, etwa bei intrakraniellen Tumoren, Hydrocephalus oder Sinusvenenthrombose.

"Sekundäre Kopfschmerzen sind umso unwahrscheinlicher, je länger die Kopfschmerzanamnese ist", berichten Privatdozent Markus Blankenburg aus Stuttgart und seine Kollegen vom Deutschen Kinderschmerzzentrum in Datteln (Monatsschr Kinderheilkd 2014; 162: 19). Sekundäre Kopfschmerzen müssen anamnestisch sowie mit augenärztlicher und neurologischer Unterstützung ausgeschlossen werden.

Spannungskopfschmerzen werden als drückend beschrieben, sind von leichter bis mittelschwerer Intensität und umfassen den gesamten Kopf. Hingegen handelt es sich beim Migräne-Kopfschmerz um meist intensive, oft einseitige, pulsierende Schmerzen mittlerer bis starker Intensität und mit mindestens einem Begleitphänomen wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und/oder Lärmempfindlichkeit.

Etwa zehn Prozent der Kinder mit Migräne haben Auren wie Flimmerskotome, Gesichtsfeldausfälle oder Parästhesien. Selten kommen bei Kindern hingegen Clusterkopfschmerzen, die paroxysmale Hemikranie und Trigeminusneuralgien vor.

Viele Eltern in der "Alles ist organisch"-Denkfalle

Chronische Bauchschmerzen unterscheiden sich individuell sehr stark und würden nicht nur von jüngeren Kindern periumbilikal angegeben, so die Experten. Typisch für funktionelle abdominelle Störungen seien dauerhaft vorhandene Schmerzen, die sich durch nichts beeinflussen ließen.

"Erfahrungsgemäß befinden sich Familien anfangs häufig in der Denkfalle "Alles ist organisch" und sind einem biospsychosozial orientieren Krankheitsmodell wenig zugänglich."

Unterscheiden lassen sich eine funktionelle Dyspepsie, Reizdarmsyndrom, abdominelle Migräne und die Ausschlussdiagnose "funktionelle Bauchschmerzen im Kindesalter". Die Beschwerden müssen gemäß der Rom-III-Kriterien seit mehr als zwei Monaten anhalten und mehr als einmal pro Woche auftreten.

Bei funktioneller Dyspepsie handelt sich um persistierende oder wiederkehrende Oberbauchbeschwerden ohne Besserung nach dem Stuhlgang und ohne Änderung der Stuhlfrequenz. Die Patienten klagen über Erbrechen, Übelkeit, Völlegefühl und rasches Sättigungsgefühl. Im Unterschied dazu sind beim Reizdarmsyndrom Frequenz und Konsistenz des Stuhlgangs verändert, nach dem Stuhlgang bessern sich die Beschwerden.

Als abdominelle Migräne werden plötzliche, starke periumbilikale Schmerzen bezeichnet, ergänzt um mindestens zwei der folgenden Symptome: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Photophobie oder Blässe.

Die Symptomatik hält von einer Stunde bis zu mehreren Tage lang an. Definitionsgemäß müssen mindestens zwei solcher Episoden innerhalb eines Jahres aufgetreten sein, um die Diagnose stellen zu können. Zwischen den Episoden bestehen keine Beschwerden. (ner)

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