Prostatakarzinom

Krebsvorsorge: DRU sagt bei niedrigen PSA-Werten wenig aus

Eine auffällige digital-rektale Untersuchung (DRU) ist bei Männern nur dann von Bedeutung, wenn der PSA-Wert über 3 ng/ml liegt. Darauf deuten Resultate einer großen US-Studie.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Prostata: Was ist die beste Krebsvorsorge-Strategie?

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© Sebastian Kaulitzki / fotolia.co

NEW YORK. Andere Länder, andere Sitten: Bei uns gehört die DRU zum Standard der Krebsvorsorge, dagegen rät die American Urological Association (AUA) davon ab, weil sie die Methode für zu ungenau hält. Das National Cancer Care Network (NCCN) empfiehlt in seinen Leitlinien die DRU immerhin für Männer mit erhöhten PSA-Werten. Der Grund hierfür: Bei Männern mit erhöhten PSA-Werten gehen Auffälligkeiten bei der DRU mit einem erhöhten Risiko für ein Prostatakarzinom einher.

Ob diese Annahme tatsächlich zutrifft, haben Forscher um Dr. Joshua Halpern vom New York Presbyterian Hospital anhand einer nachträglichen Auswertung der PLCO**-Studie geprüft (J Urol 2017, online 20. Oktober). Tatsächlich fanden sie Hinweise, nach denen ein positiver DRU-Befund bei PSA-Werten über 3 ng/ml mit einem klinisch bedeutsamen Risiko für ein Prostata-Ca. einhergeht, darunter jedoch nicht. Zu ähnlichen Schlüssen sind Urologen auch schon anhand der europäischen ERSPC*-Studie gekommen, wobei jedoch die Bedeutung relativ niedriger PSA-Werte in Kombination mit der DRU etwas unklar blieb.

In der PLCO-Studie hatten Urologen die Männer im Screeningarm über sechs Jahre hinweg jährlich per DRU und PSA-Test untersucht. Insgesamt 35.350 Männer unterzogen sich den Untersuchungen. Anschließend wurden sie bis zu 13 Jahre lang nachbeobachtet, im Mittel waren es rund zehn Jahre. In dieser Zeit diagnostizierten die Ärzte 1713 klinisch signifikante Prostatatumoren (Gleason-Grad mindestens 7). Die Zehnjahresrate für solche Tumoren lag damit bei 5,9 Prozent.

Insgesamt ging ein positiver DRU-Befund unabhängig vom PSA-Wert mit einer erhöhten Tumorrate einher. Relativ betrachtet entwickelten Männer mit einer positiven DRU doppelt so häufig ein klinisch relevantes Prostatakarzinom wie Männer, die im Laufe der ersten Jahre bei der DRU stets unauffällig waren – unabhängig vom PSA-Wert.

In absoluten Zahlen waren die Unterschiede in den unteren PSA-Bereichen aber wenig relevant. So erkrankten von den Männern mit normalem PSA-Wert (definiert als unter 2 ng/ml) und negativer DRU in zehn Jahren 0,73 Prozent an einem Prostata-Ca., 1,5 Prozent waren es in der Gruppe mit vergleichbaren PSA-Werten, aber positiver DRU. Bei Männern mit mittleren PSA-Werten (2–3 ng/ml) lagen die Raten bei 3,5 und 6,5 Prozent, bei solchen mit erhöhten PSA-Spiegeln (über 3 ng/ml) betrugen sie 14 und 23 Prozent. Absolut lagen die Unterschiede zwischen Männern mit negativer und positiver DRU in den jeweiligen PSA-Kategorien bei 0,8 Prozent, 3 Prozent und 9 Prozent.

Um zu entscheiden, ob eine Biopsie nötig ist, scheint eine digital-rektale Untersuchung also vor allem bei erhöhten PSA-Werten hilfreich zu sein. Wenn sowohl die DRU als auch der PSA-Test positiv ausfallen, ist in der Tat von einem deutlich erhöhten Prostata-Ca.-Risiko auszugehen. Die Untersuchung spricht daher für die NCCN-Leitlinien, schreiben Halpern und Mitarbeiter.

In Deutschland wird wohl eher umgekehrt vorgegangen: Eine positive digital-rektale Untersuchung zieht einen PSA-Test nach sich. Die Interpretation wäre aber dieselbe: Bei niedrigen PSA-Werten deutet wenig auf einen Tumor.

*ERSPC: European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer

**PLCO: Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian

Ergebnisse aus der PLCO-Studie

- Die US-Forscher fanden Hinweise, nach denen ein positiver DRU-Befund bei PSA-Werten über 3 ng/ml mit einem klinisch bedeutsamen Risiko für ein Prostata-Ca einhergeht, darunter jedoch nicht.

- Zu ähnlichen Schlüssen sind Urologen auch schon anhand der europäischen ERSPC-Studie gekommen, wobei jedoch die Bedeutung relativ niedriger PSA-Werte in Kombination mit der DRU etwas unklar blieb.

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