Urologen-Kongress
MRT kann Prostata-Biopsien ersparen
Der Disput um die richtige Form der Früherkennung des Prostatakarzinoms geht in die nächste Runde. Am PSA-Test scheiden sich schon die Geister, jetzt geht es um die Magnetresonanztomografie (MRT).
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. "Die PSA-Messung ist kein perfektes Tool", gab Professor Kurt Miller, Leiter der urologischen Klinik der Charité in Berlin, im Hinblick auf die Prostatakrebs-Früherkennung zu. Der nächste Schritt in der Früherkennung bei auffälligem Befund ist die Prostatabiopsie.
"Womöglich machen wir zu viele Biopsien und womöglich machen wir sie zu früh", sagte Miller selbstkritisch anlässlich des 66. Urologen-Kongresses in Düsseldorf.
Er setzt sich für einen frühzeitigen Einsatz der MRT vor der ersten Prostatabiopsie ein. Die S3-Leitlinie Prostatakarzinom (AWMF-Register-Nummer (043-022OL) sieht noch keine Evidenz für dieses Vorgehen und sieht höchstens eine Rolle für das MRT in der Zweitlinie.
Tatsächlich liegt die Detektionsrate eines Prostatakarzinoms bei einer mit einem 3 Tesla-MRT unterstützten Biopsie nach bereits erfolgter Biopsie mit 41 Prozent deutlich über den 10 bis 20 Prozent bei einer Biopsie unter Transrektalem Ultraschall (TRUS), so Miller. Gerade höhergradige Tumore (Gleason-Score > 7) ließen sich im MRT gut sehen und biopsieren.
Dabei unterstützt das MRT nicht nur als Bildgebungsmethode die zielgerichteten Biopsie, betonte Miller: "Sie können mit weniger Biopsien ein Karzinom wirklich treffen und bei einem negativen MRT unter Umständen auch auf Biopsien verzichten."
Bald in die Leitlinien?
Inzwischen mehren sich die Daten, dass auch der primäre Einsatz der MRT zur Abklärung bei einem PSA-Anstieg Biopsien sparen kann.
Der negative prädiktive Wert der Methode liegt laut Miller in aktuellen Publikationen bei über 80 Prozent, die Fläche unter der Kurve erhöht sich durch MRT zusätzlich zum PSA-Test von 0,66 bei PSA alleine auf 0,8 (BJU Int. 2014; online 15. September).
"Das ist für ein diagnostisches Verfahren schon sehr gut", meinte Miller. Er selbst setzt die MRT bereits früh zur Erkennung von Prostatakrebs ein.
Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit und der Verfügbarkeit, bis die Leitlinien dies aufnehmen und sich die MRT als biopsiesparendes Verfahren im Rahmen der Früherkennung durchsetzt.
Für Professor Arnulf Stenzl, Direktor der Urologischen Universitätsklinik in Tübingen, ist die MRT mit ihrer relativ großen Schichtdicke dafür aber unzureichend.
Kranio-kaudal werden Schichtdicken von 3 bis 5 mm erreicht, transversal zwar etwas weniger, aber es ergibt sich doch eine erhebliche Unsicherheit. Das ist gerade beim Prostatakarzinom als multifokalem Tumor mit großen und kleinen Herden relevant.
Die kleineren Tumoren können durchaus diejenigen sein, die später metastasieren und zum Tode führen, betonte Stenzl. Bei Tumoren mit einem Durchmesser unter 1 cm ist die MRT aber unzuverlässig (Eur J Radiol. 2011; 79(2): 189-95).
Für ihn ist eher die funktionelle Bildgebung mit Positronen-Emissions-Tomografie in Kombination mit der MRT (PET-MRT) das Verfahren der Zukunft.
Jedoch muss der beste Tracer für diesen Einsatz noch etabliert werden. Zudem sind die Kosten bei der PET-MRT noch höher, die Verfügbarkeit ist noch geringer als beim reinen multiparametrischen MRT.
Vorerst scheint das 3-Tesla-MRT ein neuer Standard in der Früherkennung des Prostata-Ca werden zu können - vielleicht schon bald vor der Biopsie und für eine gezieltere Biopsie.