Innovative Wundversorgung
Maßgeschneiderte Wundauflagen aus humanem Tropoelastin
Ulcus cruris oder diabetische Wunden erfordern ja eine aufwändige Wundversorgung. Neue Materialien, die Forscher aus Halle entwickelt haben, könnten deren Behandlung vereinfachen.
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Mit einem elektrogesponnenen Vlies aus biotechnologisch hergestelltem Tropoelastin möchten Forscher die Wundversorgung vereinfachen.
© Fraunhofer IMWS
Halle. Maßgeschneiderte, biomedizinisch einsetzbare Materialien für die Wundversorgung auf der Basis von humanem Tropoelastin haben Wissenschaftler aus Halle entwickelt. Das Material sei biologisch verträglich, haltbar, biologisch abbaubar und habe günstige mechanische Eigenschaften, die der Haut ähneln.
Präklinische Tests hätten bestätigt, dass es sich zur Verwendung als Wundauflagematerial eignet, das bei der Versorgung chronischer und komplexer Wunden zum Einsatz komme, teilt die Fraunhofer-Gesellschaft mit. An der Entwicklung des Projekts beteiligt waren das Unternehmen Skinomics, die Universität Halle-Wittenberg und das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS.
Hintergrund der neu entwickelten Materialien: Besonders in einer immer älter werdenden Gesellschaft stellt die Versorgung von komplexen Wunderkrankungen, etwa Ulcus cruris oder diabetische Wunden, medizinisches Personal vor eine Herausforderung, die für die Betroffenen oft langfristig und schmerzhaft sowie für das Gesundheitswesen kostspielig ist.
Dabei kommen auch immer öfter neue, proteinbasierte Materialien zum Einsatz, die aus tierischen Geweben hergestellt werden. Diese bergen das Potenzial für erhöhte Infektionsrisiken, unerwünschte Immunreaktionen und ethische Bedenken, heißt es in der Mitteilung.
Vlies aus Nanofasern
Das Wissenschaftlerteam aus Halle hat nun Materialien aus humanem Tropoelastin entwickelt. Dieses Vorläufermaterial wird im Körper zu Elastin umgewandelt, einem lebensnotwendigen und langlebigen Strukturprotein, das über außergewöhnliche mechanische Eigenschaften verfügt und damit der Haut und weiteren Organen die für deren Funktion erforderliche Elastizität und Spannkraft verleiht.
„Elastin ist chemisch und enzymatisch äußerst stabil, biokompatibel und erzeugt bei der Anwendung als Biomaterial bei Menschen keine immunologischen Abstoßungen“, wird Dr. Christian Schmelzer, Leiter des Geschäftsfeldes Biologische und makromolekulare Materialien am Fraunhofer IMWS, in der Mitteilung zitiert.
Die Forscher nutzten ein neues Verfahren, mit dem sie hauchdünne Nanofasern aus Tropoelastin herstellen, deren Durchmesser nur wenige Hundert Nanometer betragen. Diese Fasern werden zu Nanofaservliesen gesponnen (siehe Bild).
Dabei bleiben biomedizinische Parameter wie Porengröße, Stabilität und mechanische Eigenschaften variabel und können damit individuell und maßgeschneidert den Erfordernissen der jeweiligen Wundbehandlung angepasst werden, heißt es in der Mitteilung. Zu diesen Materialien liefen zur Zeit erste präklinische Tests mit vielversprechenden Ergebnissen. (mmr)