Darmkrebs
Mit Sport vor der Diagnose bessere Prognose
Patienten mit Darmkrebs, die vor der Krebsdiagnose regelmäßig körperlich aktiv waren, haben offenbar eine bessere Prognose als Stubenhocker.
Veröffentlicht:WASHINGTON. Von verschiedenen Krebsarten ist bekannt, dass körperliche Bewegung die Prognose der Patienten verbessert. Auch Darmkrebs zählt dazu.
Deshalb enthalten Leitlinien die entsprechende Empfehlung. 150 Minuten moderate Aktivität oder 74 Minuten intensive Übungen, jeweils pro Woche, sollten es schon sein.
Es gibt Hinweise, wonach die Patienten beim Gesamtüberleben und beim krebsspezifischen Überleben von der Bewegung profitieren. Bisher gab es aber keine schlüssigen Daten dazu, welchen Effekt körperliche Aktivität noch vor der Krebsdiagnose auf diese beiden Prognoseparameter hat.
Telefonbefragung
Auf der Basis des internationalen Colon Cancer Family Registry, einem Konsortium aus sechs Studienzentren, und einer Telefonbefragung überprüften deshalb Epidemiologen und Onkologen um Dr. Sheetal Hardikar von der Universität Washington in Seattle diesen Zusammenhang (Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention 2015; 24; 1130-1137).
Von etwa 2700 Patienten - höchstens im Stadium III der Erkrankung - ließen sich die Befunde und Ergebnisse der Befragung auswerten.
Durchschnittlich 8,5 Monate nach der Diagnose eines Kolorektalkarzinoms wurden die Patienten telefonisch zu ihrer körperlichen Aktivität in bestimmten Lebensabschnitten befragt, und zwar im Alter zwischen 20 und 29 sowie 30 und 49 Jahren und ab dem Alter von 50 Jahren.
Als in diesem Zusammenhang relevante körperliche Aktivitäten wurden etwa Joggen, Radfahren, Schwimmen und diverse Ballspiele wie Fußball und Basketball gewertet.
Dabei mussten die Aktivitäten mindestens 30 Minuten pro Woche für durchgehend mindestens drei Monate durchgehalten worden sein, um für die Studie gewertet werden zu können.
Diese Vorgehensweise hatte sich in früheren Studien bewährt, wie die US-Wissenschaftler berichten. Ermittelt wurden schließlich als vergleichbares Maß für die Intensität der körperlichen Aktivität die MET-Stunden pro Woche (metabolische Äquivalente), wobei 1 MET dem Sauerstoffverbrauch bei einem Gesunden in vollkommener Ruhe oder einem Energieverbrauch von 1 kcal je kg Körpergewicht und Stunde entspricht.
Wie zu erwarten war der Wert für das Gesamtüberleben signifikant besser, je höher die körperliche Aktivität in den Jahren vor der Krebsdiagnose war. Die Hazard Ratio (HR) lag in der Gruppe mit höchster körperlicher Aktivität, also = 35 MET-Stunden pro Woche, bei 0,70 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,52 und 0,96).
Die Überlebenswahrscheinlichkeit wurde somit um 30 Prozent erhöht. Vergleichsgruppe waren jene Studienteilnehmer, die weniger als 3,5 MET-Stunden pro Woche körperlich aktiv waren.
Bei der Berechnung des Wertes hatten die Wissenschaftler Alter zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose, Geschlecht, BMI, Rauchen, Bildungsgrad, Jahr der Diagnose sowie Krebsstadium zum Zeitpunkt der Diagnose berücksichtigt.
Mutationen nicht relevant
Der HR-Wert für das kolonkarzinomspezifische Überleben lag ähnlich hoch (0,63; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,42 und 0,95). Keine Unterschiede bei den beiden Überlebensparametern waren zwischen Teilnehmern mit bzw. ohne BRAF/KRAS-Mutationen erkennbar.
Wurden die ermittelten Daten noch etwas differenzierter betrachtet, stellte sich heraus, dass der Vorteil der regelmäßigen Aktivität vor allem bei Patienten mit einem Kolonkarzinom zu verzeichnen war, nicht dagegen bei Patienten mit einem Rektumkarzinom.
Bereits in früheren Querschnittsuntersuchungen und prospektiven Kohortenstudien hatte sich herausgestellt, dass Menschen mit einer höheren körperlichen Aktivität weniger Kolonpolypen und ein bis zu 30 Prozent geringeres Karzinomrisiko haben, wie es in der S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom heißt.
Bereits 30 bis 60 Minuten tägliche moderate körperliche Aktivität gingen mit einem verringerten Krebsrisiko einher.