Brechdurchfall

Mit Zitronensaft gegen Noroviren?

Forscher aus Heidelberg haben offenbar eine so simple wie wirksame Methode gefunden, die hochansteckenden Noroviren unschädlich zu machen: Zitronensäure als Desinfektionsmittel.

Veröffentlicht:

HEIDELBERG. Zitronensäure bindet an hochansteckende Noroviren und hindert sie möglicherweise daran, menschliche Zellen zu infizieren, haben Forscher aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg herausgefunden (Virology 2015, 485: 199-204).

Zitronensaft könnte sich daher als sicheres, gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel gegen die verbreiteten Erreger eignen, heißt es in einer Mitteilung des DKFZ zur Veröffentlichung der Studie.

Noroviren werden ja fäkal-oral übertragen, also über kontaminierte Hände oder verunreinigte Lebensmittel. "Daher ist es wichtig, ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel zur Verfügung zu haben", erklärt Grant Hansman, der Leiter der C.H.S.-Nachwuchsgruppe Noroviren am DKFZ und der Universität Heidelberg.

Auch Orangenextrakt reduziert Infektionsfähigkeit

Die Gruppe wird von der C.H.S.-Stiftung gefördert. Von früheren Beobachtungen wissen Forscher, dass Fruchtextrakte, etwa Orangen- oder Granatapfelsaft, die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduzieren können.

Bereits als Grant Hansman noch in den USA an den National Institutes of Health forschte, hatte er durch Zufall entdeckt, dass das Citrat aus dem Chemikalienhandel an die Kapselproteine von Noroviren binden kann.

Diesen Zufallsbefund verfolgte der Virologe in Heidelberg weiter.Weil sich Noroviren nicht in Zellen in der Kulturschale oder in Tieren vermehren lassen, verwendeten die Forscher für ihre Versuche keine intakten Erreger, sondern so genannte "virus-like particles". Diese leeren Virus-Proteinkapseln haben die gleichen Oberflächeneigenschaften wie echte Viren.

In ihrer aktuellen Arbeit zeigen Hansmann und seine Mitarbeiter, dass Viruspartikel nach Citrat-Bindung ihre Gestalt verändern. Eine Röntgenstrukturanalyse ergab, dass das Citrat - aus Zitronensaft oder aus citrathaltigen Desinfektionsmitteln - genau an die Stelle bindet, mit der das Virus beim Infektionsvorgang mit den Körperzellen in Kontakt tritt.

Die Ergebnisse erklären, warum Citrat die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduziert."Vielleicht sind ja die paar Tropfen Zitronensaft, die man üblicherweise auf eine Auster träufelt, eine guter Infektionsschutz", wird Grant Hansman in der Mitteilung des DKFZ zitiert.

Der Virologe schätzt, dass die Citratmenge im Saft einer Zitrone ausreichen könnte, um beispielsweise die Hände zu dekontaminieren. Mit seinen Mitarbeitern will er nun untersuchen, ob Zitronensäure auch bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion die Symptome lindern kann. (eb)

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 26.08.201516:16 Uhr

kein Grund zur Aufregung, es ist ja wirklich nicht so, dass es keine viruziden Desinfektionsmittel gäbe

und für beruflichen Einsatz in Deutschland (Krankenhaus, Altersheim Arztpraxis) müssen sie alle bitte VAH-gelistet sein (Routine) oder im Infektionsfall RKI-gelistet sein,
... und das dauert :-)

Dr. Thomas Georg Schätzler 26.08.201511:05 Uhr

Vorsicht: Keine voreiligen Schlussfolgerungen! 2.0

Vom Robert-Koch-Institut werden die Übertragungswege von Noroviren folgendermaßen beschrieben:

"Infektionsweg
Die Viren werden über den Stuhl und das Erbrochene des Menschen ausgeschieden. Die Infektiosität ist sehr hoch, die minimale Infektionsdosis dürfte bei ca. 10–100 Viruspartikeln liegen. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral (z.B. Handkontakt mit kontaminierten Flächen) oder durch die o r a l e Aufnahme virushaltiger T r ö p f c h e n, die im Rahmen des schwallartigen Erbrechens entstehen. Das erklärt die sehr rasche Infektionsausbreitung innerhalb von Altenheimen, Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen.
Die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist in erster Linie die Ursache für die hohe Zahl an Norovirus-Infektionen. Infektionen können aber auch von kontaminierten Speisen (Salate, Krabben, Muscheln u. a.) oder Getränken (verunreinigtes Wasser) ausgehen."
Quelle: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Noroviren.html

Sollte man dann etwa mit Zitronensaft-Raumspray gegen Noroviren vorgehen? Die hier zitierte Untersuchung erlaubt allenfalls Rückschlüsse auf Kontaminations-, Scheuer-Wisch- oder Flächendesinfektion, vernachlässigt aber völlig die aerogenen Übertragungsmöglichkeiten von Noro-Viren.

Die Nachwuchsgruppe Noroviren am DKFZ und der Universität Heidelberg weist methodologische Lücken auf.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Thomas Georg Schätzler 26.08.201510:44 Uhr

Vorsicht: Keine voreiligen Schlussfolgerungen!

Vom Robert-Koch-Institut werden die Übertragungswege von Noroviren folgendermaßen beschrieben:

"Infektionsweg
Die Viren werden über den Stuhl und das Erbrochene des Menschen ausgeschieden. Die Infektiosität ist sehr hoch, die minimale Infektionsdosis dürfte bei ca. 10–100 Viruspartikeln liegen. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral (z.B. Handkontakt mit kontaminierten Flächen) oder durch die o r a l e Aufnahme virushaltiger T r ö p f c h e n, die im Rahmen des schwallartigen Erbrechens entstehen. Das erklärt die sehr rasche Infektionsausbreitung innerhalb von Altenheimen, Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen.
Die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist in erster Linie die Ursache für die hohe Zahl an Norovirus-Infektionen. Infektionen können aber auch von kontaminierten Speisen (Salate, Krabben, Muscheln u. a.) oder Getränken (verunreinigtes Wasser) ausgehen."
Quelle: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Noroviren.html

Sollte man dann etwa mit Zitronensaft-Raumspray gegen Noroviren vorgehen? Die hier zitierte Untersuchung erlaubt allenfalls Rückschlüsse auf Kontaminations-, Scheuer-Wisch- oder Flächendesinfektion, vernachlässigt aber völlig die aerogen Übetagungsmöglichkeiten von Noro-Viren.

Die Nachwuchsgruppe Noroviren am DKFZ und der Universität Heidelberg weist methodologische Lücken auf.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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