Cotinin

Neugeborenen-Test entlarvt rauchende Mütter

Viele Schwangere rauchen - und verschweigen das. Ein Cotinintest beim Neugeborenen kann den Nikotinkonsum der Mütter aber aufdecken.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Viele Schwangere rauchen und verschweigen es.

Viele Schwangere rauchen und verschweigen es.

© sonnenflut products / fotolia.com

MINNEAPOLIS. Der Blutstropfen eines Kindes sagt mehr über die Rauchgewohnheiten von Schwangeren aus, als sie selbst verraten. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-Studie, die die Angaben der Mütter zu ihren Rauchgewohnheiten mit den Cotininwerten der Kinder nach der Geburt verglich (Pediatrics 2014; online 12. Mai).

Rund fünf Prozent aller Kinder hatten Werte, die ihre Mütter, trotz anderslautender Angaben, als aktive Raucherinnen entlarvten.

Die Quote rauchender Schwangerer hat sich - zumindest in den USA - bei etwa neun Prozent eingependelt. Dies wirkt sich nicht nur unmittelbar auf die Entwicklung des Fötus aus, die passive Exposition im Mutterleib kann auch langfristige gesundheitliche Folgen für den Nachwuchs mit sich bringen.

Ob das Neugeborene während der Schwangerschaft einer Nikotinbelastung ausgesetzt war oder nicht, kann durch den Cotinintest quantitativ aus einem getrockneten Blutstropfen des Säuglings nachgewiesen werden.

Cotinin ist der primäre Metabolit des Nikotins und gilt damit als bester Biomarker zum Nachweis einer Rauchexposition. Die Nachweisgrenze liegt bei 0,3 ng/g. Außer aktiver und passiver Rauchbelastung werden auch Nikotinersatztherapie sowie rauchfreie Tabakexposition erfasst.

1414 Blutanalysen durchgeführt

Logan Spector und Kollegen von der University of Minnesota haben im Rahmen des Neugeborenen-Screenings auf Stoffwechselkrankheiten 1414 Blutanalysen in Kalifornien, Michigan, New York und Washington erfasst, bei denen zwischen 2007 und 2010 im Rahmen einer beobachtenden Querschnittstudie auch ein Cotinintest durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse wurden mit den Angaben der Mütter zu ihren Rauchgewohnheiten während der Schwangerschaft verglichen. 10,5 Prozent der Mütter gaben an, während der Schwangerschaft geraucht zu haben, doch bei 35 Prozent der Neugeborenen lag der Cotininwert oberhalb der Nachweisgrenze.

Bei 83 Prozent der Kinder, deren Mütter sich als Raucherinnen geoutet hatten, wurde im Blut Cotinin nachgewiesen (mit Mittel 39 ng/g), allerdings auch bei 29 Prozent der Kinder, deren Mütter angegeben hatten, in dieser Zeit auf das Rauchen verzichtet zu haben (im Mittel 1,0 ng/g). Die Autoren vermuten, dass einige der Frauen in der Schwangerschaft passiv Zigarettenrauch ausgesetzt gewesen waren.

Bei zwölf Prozent der Neugeborenen ergab sich ein Cotininwert ab 9 ng/g. Dies entspricht einem Plasmawert ab 6 ng/ml und weist auf aktives Rauchen hin. Doch 41 Prozent dieser Frauen hatten ebenfalls behauptet, nicht zu rauchen.

Angaben von Schwangeren zu ihrem Rauchverhalten entsprechen also nicht unbedingt der Realität. Möglicherweise würde ein Cotinintest bei Neugeborenen die Überwachung des Tabakkonsums während der Schwangerschaft erleichtern.

Zudem könnten durch ein frühes Screening Kinder, denen durch die Nikotinexposition Folgeschäden drohen, frühzeitig identifiziert und adäquat überwacht bzw. behandelt werden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Das Baby raucht mit

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