KOMMENTAR
Passivrauchen war noch nie freiwillig
In Ihrer Nase macht er sich bemerkbar - der Rauch der großen weiten Welt. Er stammt von dem Menschen zwei Meter neben Ihnen. Der hat sich grad eine Zigarette angesteckt, der Bus kommt ja erst in fünf Minuten. Sie stört der Rauch? Dann stellen Sie sich doch woanders hin. Oder Sie bleiben dort stehen - freiwillig!
Freiwilligkeit ist das Kernargument der Gegner von Antirauchergesetzen. Niemand sei gezwungen, in eine (Raucher-)kneipe zu gehen. Wirte müssten sich freiwillig zwischen Raucher- oder Nichtraucherkneipe entscheiden können. Der Staat mache eh zu viele Vorschriften. Und: Die Bürger seien mündig. Die Mündigkeit von Rauchern konnte jahrzehntelang begutachtet werden. Egal wo, immer wurde ein Glimmstängel entzündet. Alle Nichtraucher mussten das - ganz freiwillig - hinnehmen.
Diese Pseudofreiwilligkeit ist jetzt auch in Deutschland beendet. Die meisten Bundesländer haben jetzt Gesetze zum Schutz von Nichtrauchern. Deren Nutzen hat sich in Italien, Irland und auch Frankreich bereits gezeigt: Die Herzinfarktrate ging zurück. Und mehr Menschen beenden ihr Laster. Dass Rauchstopps kurzfristig nutzen, hat eine Studie jetzt eindrucksvoll bestätigt.
Doch in Deutschland gehen die Uhren anders. In Hessen soll der Nichtraucherschutz aufgeweicht werden, in Berlin wird er nicht durchgesetzt. Freiwilligkeit hat Jahrzehnte nicht geklappt. Jetzt müssen die Gesetze verschärft werden und nicht abgeschwächt.
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