Höheres Risiko

Psoriasis macht depressiv

Frauen mit einer Psoriasis haben ein deutlich erhöhtes Depressionsrisiko - vor allem, wenn sie zusätzlich noch an einer Psoriasisarthritis leiden.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

BOSTON. Der Zusammenhang ist schon lange bekannt: Psoriasispatienten sind häufiger depressiv als Personen ohne Hautleiden. Ob das nur an der Krankheitslast liegt oder an anderen Faktoren, etwa Entzündungsprozessen, das ist jedoch weitgehend unklar. Ebenso weiß man wenig darüber, was zuerst kommt - die Depression oder die Psoriasis.

Nach eine aktuellen Auswertung der Nurses‘ Health Study (NHS) scheint jedenfalls eine Psoriasis das Depressionsrisiko etwas zu erhöhen (BJD 2015; 173: 975-980).

Angaben von 51.000 Frauen

Zu diesem Schluss kommen Dermatologen um Dr. Erica Dommasch von der Harvard Medical School in Boston. Sie suchten sich Angaben von 51.000 Frauen heraus, die bis zum Jahr 2000 noch nie an einer Depression erkrankt waren und bis zu diesem Zeitpunkt auch keine Antidepressiva benötigt hatten.

Solche Frauen befragten sie acht Jahre später erneut und schauten, bei welchen erstmals eine Depression aufgetreten war. Von einer Depression gingen die Forscher aus, wenn die Frauen angaben, dass Ärzte ihnen in der Zwischenzeit eine Depression attestiert hatten, oder wenn sie für eine gewisse Zeit regelmäßig Antidepressiva einnahmen.

Von den ausgewählten Frauen hatten 935 (1,8 Prozent) im Jahr 2000 eine Psoriasis. 156 von ihnen (17 Prozent) waren in den folgenden acht Jahren erstmals depressiv geworden. Insgesamt lag die Inzidenz bei 1,55 Prozent pro Jahr, bei den Frauen ohne Psoriasis waren es 1,23 Prozent. Die Depressionsinzidenz war damit bei den Frauen mit Psoriasis um 38 Prozent höher als bei denjenigen ohne.

Wurden Begleitfaktoren wie BMI, körperliche Aktivität, Alter und Tabakkonsum berücksichtigt, dann ließ sich zwar noch eine signifikante, aber nur noch um 29 Prozent erhöhte Depressionsrate feststellen.

Retrospektive Fragebogendaten

Deutlich höher scheint das Risiko für eine Depression zu sein, wenn sich zur Psoriasis noch eine Arthritis gesellt. Hierfür lag in der Studie die Inzidenz bei 2,02 Prozent pro Jahr und war damit um 70 Prozent höher als bei Frauen ohne solche Probleme.

Doch auch für diese Frauen ließ sich nur noch ein 52 Prozent erhöhtes Risiko berechnen, wenn eine Reihe von Begleitfaktoren berücksichtigt wurde, auch war der Unterschied nur knapp signifikant - die Angaben beruhen auf gerade einmal 30 Frauen mit Psoriasisarthritis und Depression.

Hinzu kommt, dass die Daten retrospektiv erhoben wurden und lediglich auf Fragebogenangaben beruhen. Dadurch könnten die Ergebnisse stark verzerrt worden sein.

Auffallend ist darüber hinaus auch, dass sich der Zusammenhang zwischen Psoriasis und Depression umso mehr abschwächt, je mehr Begleitfaktoren berücksichtigt werden, was dafür spricht, dass die Erkrankung eher indirekt das Depressionsrisiko beeinflusst - vielleicht über eine geringere Lebensqualität.

Es wäre sicher wenig überraschend, würde eine deutlich erkennbare und noch immer stigmatisierende Hauterkrankung auf die Stimmung drücken.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kutane Melanome

Rezidive erkennen mit der ATLAS-Formel

Pilzbefall

Dermatophytosen: Tipps für die Diagnostik und Behandlung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Hoffnung und Kollaps – wie Lecanemab uns herausfordert

Lesetipps
Ein sich auftürmender Geldstapel.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

 Hausarzt Werner Kalbfleisch

© Südwest Presse / Verena Eisele

Ende eines jahrelangen Verfahrens vor den Prüfgremien

Hausarzt geht mit XXL-Regress in die Rente

Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert