Nach Aschaffenburger Attentat

Psychiater: Gefahr geht nicht per se von Migranten aus

Der tödliche Messerangriff in Aschaffenburg hat eine große Debatte über die Gefahr von Migration und Flüchtlingen ausgelöst. Der örtliche Psychiatrieprofessor sieht das Hauptproblem woanders.

Veröffentlicht:
Blumen und Kerzen in unmittelbarer Nähe zum Tatort des tödlichen Messerangriffs in Aschaffenburg.

Blumen und Kerzen in unmittelbarer Nähe zum Tatort des tödlichen Messerangriffs in Aschaffenburg.

© Andreas Arnold/dpa

Lohr. Nach dem Aschaffenburger Attentat äußert sich der Leiter des örtlichen psychiatrischen Bezirkskrankenhauses, Professor Dominikus Bönsch, über das Risiko für Gewalttaten bei Migranten. „Der Hauptrisikofaktor für solche Taten ist die schizophrene Erkrankung in Kombination mit Alkohol- und Drogenkonsum und männlichem Geschlecht“, sagte der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wie auch für Neurologie der „Main-Post“.

Migration sei ein zusätzlicher Risikofaktor, weil sie für psychiatrische Erkrankungen prädestiniere. Jahrelang in Auffanglagern oder Asylbewerberheimen zu leben sei „definitiv nicht gut für die psychische Gesundheit“, so Bönsch. „Es hätten in Aschaffenburg und Würzburg aber genauso gut deutsche Patienten sein können. Diese Gefahr geht nicht per se von Menschen mit Migrationshintergrund aus“, sagte Bönsch.

Probleme bei psychiatrischer Unterbringung

Der Mediziner kritisiert die derzeitigen rechtlichen Möglichkeiten zur psychiatrischen Unterbringung. Die Schwelle, jemanden in die Psychiatrie zu bringen, sei in Bayern extrem niedrig. Aber die Schwelle, die Betroffenen weiterzubehandeln, unter anderem auch gegen ihren Willen, sei wahnsinnig hoch. Zudem fehle es an Präventionsangeboten. „Wir bräuchten einen Ausbau der sozialpsychiatrischen Dienste, wir bräuchten aufsuchende Hilfen und gerade im Bereich Alkohol und Drogen mehr niederschwellige Angebote, die die Patienten langfristig begleiten“, so Bönsch.

In Aschaffenburg hatte am 22. Januar ein mutmaßlich psychisch kranker Flüchtling aus Afghanistan auf Kinder und Passanten eingestochen. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein Deutscher (41) starben. (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neue Lösungsansätze präsentiert

Smartphone-Nutzung bei Kindern: Verbote alleine reichen nicht

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Was tun, wenn der Therapieplatz auf sich warten lässt?

© portishead1 | Getty Images (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionen bei Kindern

Was tun, wenn der Therapieplatz auf sich warten lässt?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Diagnostik: Frühjahrsmüde oder doch schon eine Depression?

© LuckyBusiness | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Ständig müde

Diagnostik: Frühjahrsmüde oder doch schon eine Depression?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

© Bayer Vital GmbH

Die Springer Medizin App

Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Primäre Endpunkte LPS und WASO der Zulassungsstudien

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [7]

Chronische Insomnie

Langfristig besser schlafen mit Daridorexant

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH,
Schübe und Krankheitsprogression kontrollieren – unter Erhalt der Immunkompetenz

© Hank Grebe / stock.adobe.com

Schubförmige Multiple Sklerose in ZNS und Peripherie behandeln

Schübe und Krankheitsprogression kontrollieren – unter Erhalt der Immunkompetenz

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Merck Healthcare Germany GmbH, Weiterstadt
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?

Vorsorge

Darmkrebs-Screening: Es lohnt sich, genauer hinzusehen

Seltene Stoffwechselkrankheit

Erste Erfolge mit Gentherapie bei Danon-Krankheit

Lesetipps
Asthma-Inhalatoren für Asthma-Patienten auf einem Tisch. Pharmazeutisches Produkt wird verwendet, um Asthmaanfallssymptome zu verhindern oder zu lindern.

© Orawan / stock.adobe.com

Kasuistik

Wenn die Asthma-Therapie an die Nebenniere geht

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung