Kommentar
Psychotherapeuten-Drama: Tragödie mit Sogeffekt
Der Berliner Arzt hat nicht nur zwölf Menschen vergiftet und - wenn auch vermutlich nicht mit bewusstem Vorsatz - zwei getötet. Er hat außerdem seinem Berufsstand unabsehbaren Schaden zugefügt. Denn seine fatalen pseudowissenschaftlichen Séancen könnten Wasser auf die Mühlen der Stimmungsschürer schütten.
Der Strudel dieses Skandals könnte auch seriöse Anbieter mitreißen: "Da sieht man mal wieder: die Ärzte" - oder: "Das hat man ja schon immer gewusst: die Psychotherapeuten - alles Quacksalber". So wird es jetzt wieder durch die Lande schallen.
Aber das muss klar sein: Es war ein Einzelner, der sich nicht an die Regeln des hippokratischen Eids gehalten hat. Ein Einzelner, der die tödliche Mogelpackung verkauft hat. Zugegeben: Hinter diesem Einzelnen steht wahrscheinlich eine ganze Schar von angeblichen Wunderheilern, die aber in der Regel nicht Ärzte sind, sondern Anbieter anderer Provenienz, etwa mancher Naturheilverfahren.
Die Konsequenz aus diesen Vorkommnissen kann nur sein, dass die Sensibilität für Außenseitermethoden steigen muss. Und dass die Grenze zwischen seriöser Medizin und mysteriösen Heilsversprechen noch eindeutiger gezogen wird.
Lesen Sie dazu auch: Entsetzen über tödliche Drogen-Psychotherapie Keine Psychotherapie, sondern fatale Séancen in paramedizinischer Maskerade