Pupille überführt müde Menschen
Wer schläfrig ist, macht Fehler - bei Ärzten oder Autofahrern etwa kann das schlimme Folgen haben. Mit einem einfachen Pupillentest lässt sich feststellen, wie müde sie sind - und ob nicht eine Pause angebracht wäre, berichten Schlafforscher. Künftig könnte die Polizei den Test bei Verkehrskontrollen einsetzen.
Veröffentlicht:MANNHEIM (sir/eis). Müdigkeit birgt ein hohes Unfallrisiko: Bei Verkehrsunfällen in Deutschland erscheint jeder sechste Unfallfahrer den herbeigerufenen Polizeibeamten "schläfrig oder schlafend".
Bei Allein-Unfällen von Lkw ist das sogar jeder dritte, wie Professor Barbara Wilhelm aus Tübingen in einer Studie ermittelt hat.
Polizeibeamte waren darin gefragt worden, wie oft sie mangelhafte Aufmerksamkeit und Wachheit (Vigilanz) von Unfallverursachern registrieren. Vor allem bei Berufskraftfahrern kommt dabei obstruktive Schlafapnoe (OSA) und die damit verbundene Tagesmüdigkeit häufig vor, wie beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in Mannheim berichtet wurde.
So litten in einer australischen Studie 16 Prozent der untersuchten Berufskraftfahrer an OSA (Am J Respir Crit Care Med 2004; 170: 1014). OSA-Patienten haben dabei nach Studiendaten - im Vergleich zu Menschen ohne OSA - ein um das 2,3- bis 8,5fache erhöhtes Unfallrisiko.
"Mehr Schläfrigkeit gefunden, als uns lieb war"
Ob ein Autofahrer besonders müde ist, lässt sich mit dem Pupillografischen Schläfrigkeitstest (PST) einfach feststellen, wie Wilhelm bei dem Kongress berichtet hat. "Wache Teilnehmer zeigen in dem elf Minuten dauernden Test deutlich weniger Fluktuationen der Pupillenweite als übermüdete", erläuterte sie.
Der Test ist auch für Schichtarbeiter oder auch Ärzten und Pflegepersonal im Dienst geeignet.
Wilhelm und ihr Team haben damit 137 Lkw-Fahrer an Autobahnraststätten auf freiwilliger Basis getestet. "Wir fanden mehr Schläfrigkeit, als uns lieb war; einige Teilnehmer schliefen sogar direkt während der Untersuchung ein", berichtete sie.
Insgesamt waren sieben Prozent der Werte auffällig. Der PST ist validiert und für Erwachsene von 20 bis 60 Jahren normiert.
Kunstwerke und Bildtafeln könnten Monotonie entgegenwirken
Schlafbezogene Atmungsstörungen erhöhen das Unfallrisiko, aber auch schlafgesunde und muntere Fahrer können nach einiger Zeit im monotonen "grünen Tunnel der Autobahn" ermüden, wie Professor Egon Stephan aus Köln bei dem Kongress betont hat.
Ablenkung, etwa durch Kunstwerke, Bildtafeln oder einen Blick in die Landschaft könnten entgegenwirken, so Stephan.
Er und sein Team haben für die Sicherheitsanalyse von Autobahnstrecken einen Test entwickelt. Dabei müssen Fahrer während der Fahrt eine einfache "Zweitaufgabe" lösen.
Interessanterweise traten die meisten Fehler bei der Bewältigung dieser Aufgabe nicht auf Streckenabschnitten mit hohem, sondern mit niedrigem Verkehrsaufkommen und gleichmäßiger, eintöniger Landschaft auf.
Stephan meinte: "Dies sind die idealen Plätze für zusätzliche Anregungen am Straßenrand."