Schilddrüsenwoche
Schilddrüse und Diabetes: Viel Interaktionspotenzial
Bei Diabetikern gilt es die Schilddrüsenfunktion und bei Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen den Zuckerstoffwechsel im Auge zu behalten. Daran erinnerte ein Experte.
Veröffentlicht:Berlin. Zwischen Schilddrüsenerkrankungen und Diabetes gibt es vielfältige Beziehungen. Einerseits kann ein Diabetes als Folge einer Schilddrüsenerkrankung auftreten. So wurde bereits im 19. Jahrhundert eine „thyrogene Glucosurie“ beschrieben, die später der Hypothyreose zugeordnet wurde, erinnert Privatdozent Dr. Johannes Dietrich vom BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum im „THY - der aktuelle Schilddrüsen-Report“ auf infoline-schilddruese.de. Als einen Beleg für mögliche Zusammenhänge zwischen beiden Erkrankungen stellte er bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Diabetologie eine aktuelle Kohortenstudie aus den USA vor, in der sowohl eine Hypo- als auch eine Hyperthyreose vor allem bei jüngeren Frauen mit einem deutlich erhöhten Risiko für einen Typ-2-Diabetes einhergingen.
Diabetes plus Hypothyreose besonders ungünstig
Andererseits entwickeln Patienten mit Diabetes deutlich häufiger Schilddrüsenerkrankungen. Dies gilt vor allem für den Typ-1-Diabetes, der gehäuft mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse assoziiert ist. Auch das Risiko für Schilddrüsenkarzinome scheint bei Diabetikern erhöht zu sein. Das Zusammentreffen von Diabetes und Hypothyreose ist offensichtlich besonders ungünstig. So sei bei hypothyreoter Stoffwechsellage das Risiko für Diabetes-Komplikationen wie diabetische Neuropathie, Nephropathie, Retinopathie sowie PAVK und kardiovaskuläre Erkrankungen deutlich erhöht, wird Dietrich in dem Report zitiert.
Auch Antidiabetika können sich auf die Schilddrüse auswirken. Metformin hat eher einen günstigen Effekt und kann das Schilddrüsen- und Knotenvolumen sowie das Karzinomrisiko vermindern. Außerdem kommt es zu einer Absenkung des TSH-Wertes – insbesondere bei höheren Östrogenspiegeln. Für Sulfonylharnstoffe ist gezeigt worden, dass sie das Schilddrüsenvolumen und das Karzinomrisiko erhöhen und Glitazone können mit einem erhöhten Risiko für eine endokrine Orbitopathie einhergehen.
Auch wenn die Leitlinien sich bisher noch mit entsprechenden Empfehlungen zum Screening zurückhalten, empfahl Dietrich, bei Diabetikern die Schilddrüsenfunktion und bei Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen den Zuckerstoffwechsel im Auge zu behalten. Er warnte aber auch vor einer möglichen Überinterpretation von Laborwerten. So könnte ein erniedrigter fT3-Wert bei Diabetikern auch Ausdruck einer adaptiven Reaktion sein, wie man es ähnlich auch bei anderen schweren Erkrankungen beobachtet. Der Sollwert ist hier herabreguliert, um Energie zu sparen. Beobachtet wurden solche Mechanismen unter anderem bei diabetischer Ketoazidose und diabetischer Nephropathie. (eb)Schilddrüsenwoche
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