Leitartikel
Senioren - Stiefkinder der Forschung
2030 wird knapp jeder Dritte in Deutschland über 65 Jahre alt sein - damit steigt die Zahl der Menschen mit mehreren chronischen Krankheiten. Doch in der Forschung wird diese Personengruppe kaum berücksichtigt.
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Die Arzneitherapie bei älteren Menschen steht auf unsicherem Fundament.
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Die Frage, wie multimorbide Menschen mit ihren sich wandelnden Mustern von Krankheiten und Behandlungszielen optimal versorgt werden können, ist noch immer ein Stiefkind der Forschung, vor allem zur Hausarztversorgung.
Dies ändert sich langsam, wie bei einem Symposium in Frankfurt am Main anlässlich der Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur der Gesundheitswissenschaftlerin Marjan van den Akker, Universität Maastricht, deutlich geworden ist.
Stehe bei Patienten mit Mehrfacherkrankungen im jüngeren Lebensalter häufig der Wunsch nach Symptomenkontrolle durch nicht-medikamentöse Behandlung im Vordergrund und das Ziel, Beruf und Familie zu vereinbaren, verschiebe sich in höherem Lebensalter die Balance der Therapieformen hin zu pharmakologischen Behandlungen.
Circa 40 Prozent der über 65-Jährigen nehmen regelmäßig mindestens fünf Arzneimittel ein. "Wir benötigen dringend mehr Anhaltspunkte aus der Forschung für die Frage, wie Erkrankungen in Abhängigkeit von der Lebensphase zu priorisieren sind und wie eine Nutzen-Risiko-Bewertung der Pharmakotherapie sinnvoll erfolgen kann", sagte van den Akker zur "Ärzte Zeitung".
Bei Polypharmazie müssten Wechselwirkungen von Arzneimitteln berücksichtigt werden, ebenso der Einfluss von Medikamenten auf andere therapiebedürftige Erkrankungen, so van den Akker.
Die Handicaps beginnen in der klinischen Entwicklung...