Geschwollene Hand?
So kriegen Sie den Ring vom Finger
Das tun, wenn ein Ring von einem angeschwollenen Finger entfernt werden muss, aber das Schneidewerkzeug versagt? US-Notfallmediziner haben dafür zwei Lösungsvorschläge unterbreitet.
Veröffentlicht:HOUSTON. Lässt sich ein Ring wegen einer distalen Schwellung nicht mehr vom Finger ziehen, kommt normalerweise ein Ringschneider zum Einsatz.
Gefertigt sind diese Geräte meist aus Stahl, Gold- und Silberringe lassen sich damit gut durchschneiden und entfernen. Doch manche Ringe sind härter als Stahl - solche aus Titan oder Wolframcarbid zum Beispiel.
Ärzte der Notfallabteilung an der University of Texas haben in einer Studie zwei Methoden untersucht, die in derartigen Fällen Abhilfe schaffen können (Am J Emerg Med 2013, online 6. September).
Welche davon angewendet wird, hängt unter anderem davon ab, wie schnell es gehen muss - und ob der Ring hinterher noch intakt sein soll.
Für die Untersuchung musste eine bisher darin nicht geübte Versuchsperson jedes der Verfahren in zehn Versuche testen, und zwar an der Hand einer medizinischen Simulationspuppe, der man einen eine halbe Nummer zu kleinen Wolframcarbidring an den Ringfinger gesteckt hatte.
Das distale Ödem wurde mit Schaumstoff-Klebeband nachgestellt. Beide Methoden erwiesen sich als erfolgreich.
Methode 1
Für das erste Verfahren wird ein Faden oder Band - in der Studie ein Nabelband - verwendet.
Eines der Enden wird unter dem Ring hindurchgeschoben - etwa mithilfe einer Arterienklemme.
Der distal geschwollene Finger wird mit dem Band oder Faden in Spiralen eng bis über das proximale Interphalangealgelenk hinaus umwickelt, um Ödem und Blut aus dem Finger zu pressen.
Das Ende proximal des Rings wird dann unter Zug nach distal solcherart den Ringrand entlang geführt, dass Band oder Faden abgewickelt werden.
Auf diese Weise bewegt sich der Ring über das mittlere Fingergelenk - meist das entscheidende Hindernis - und kann dann abgezogen werden.
Methode 2
Das zweite Verfahren ist schneller, aber auch brachialer. Es funktioniert allerdings nur bei Ringen aus Wolframcarbid oder Materialien mit gleichen Eigenschaften, die sich unter Druck ähnlich wie Glas verhalten.
Das einzige benötigte Werkzeug ist eine Feststell- oder Gripzange.
Mit dieser umfasst man den Ring von lateral. Durch vorsichtiges Drehen der Einstellschraube erhöht man den Greifdruck, bis der Ring zerspringt.
Mit der ersten Methode dauerte es in der Studie im Schnitt gut zwei Minuten, bis der Ring vom Finger war. Bei einem verletzten Finger ließe sich das Verfahren freilich nicht anwenden, die Zangenmethode schon - sie war mit rund 23 Sekunden auch deutlich schneller.
Der Ring jedoch war danach kein Ring mehr. Beim Zerspringen flogen manche Splitter schrapnellartig fast einen Meter weit. Das sollte man nicht unterschätzen - Wolframcarbid wird auch für panzerbrechende Geschosse verwendet.