Reproduktionsmedizin-Kongress
Spermien ohne „Turbo“ besser erkennen
Manche Spermien sind normal geformt, gut beweglich, in ausreichender Zahl vorhanden – aber nicht befruchtungsfähig. Mit einem neuen Labortest sind betroffene Männer leichter zu identifizieren.
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Jetzt gilt‘s: Für eine Befruchtung muss das Spermium die Hülle der Eizelle durchdringen (keine maßstabsgetreue Darstellung).
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Dortmund. Wissenschaftler der Universität Münster haben einen Test entwickelt, mit dem sich Männer leicht identifizieren lassen, deren Spermien nicht in der Lage sind, die Hülle der weiblichen Eizelle zu durchdringen. Der Test kann Kinderwunsch-Paaren eine Odyssee durch die zunehmend invasiveren Therapiestufen von Fruchtbarkeits-Störungen ersparen, teilt der Dachverband Reproduktionsbiologie und -medizin (DVR) aus Anlass seines Jahreskongresses mit.
Spermien mit diesem Defekt sehen völlig normal aus, können aber keine Schwangerschaft induzieren – weder auf dem natürlichen Weg noch bei medizinischer Hilfe mittels Insemination oder klassischer In-vitro-Fertilisation (IVF). Nur wenn sie direkt in ein Ovum eingebracht werden (intrazytoplasmatische Injektion, ICSI), ist eine Befruchtung möglich.
„Turbo“ fehlt
Den Spermien der betroffenen Männer fehle der „Turbo“, der zum Durchdringen der Eizellhülle notwendig ist. Aktiviert werde dieser über einen bestimmten Ionenkanal (CatSper) des Spermiums, was eine Hyperaktivierung hervorruft. Dieser Mechanismus kann genetisch bedingt gestört sein. Der Defekt bleibe bei der üblichen Diagnostik des Mannes unentdeckt.
Beim Screening von 576 Kinderwunsch-Patienten in der Pilotphase des Tests haben die Münsteraner neun Betroffene (1,6 Prozent) identifiziert, bei denen dieser Funktionsverlust vorlag, heißt es in der Mitteilung. (eb)