Gebiets-Vergleich

Studie: Auf dem Land mehr Tote durch Herzinfarkt als in Städten

In den vergangenen Jahren sind in Deutschland beständig weniger Menschen an Myokardinfarkten gestorben. Dabei gibt es allerdings ein Stadt-Land-Gefälle. Eine Ursache liegt in der Krankheitsprävention.

Veröffentlicht:
Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen schneidet das ländliche Deutschland schlechter ab als die Städte.

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen schneidet das ländliche Deutschland schlechter ab als die Städte.

© Tom Weller / dpa / picture alliance

Rostock. In ländlichen Regionen in Deutschland sterben mehr Menschen ab 65 Jahren an den Folgen eines Myokardinfarkts als in der Stadt. Anders als vielfach angenommen, sei dies höchstwahrscheinlich nicht auf eine schlechtere notfallmedizinische Versorgung zurückzuführen, sondern darauf, dass mehr Menschen einen Herzinfarkt erleiden, teilte das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) am Dienstag in Rostock mit.

Die Forscher sehen in ihrer Studie Hinweise, dass die Ungleichheiten zwischen Stadt und Land zum Teil auf Unterschiede in der medizinischen Versorgung von Risikofaktoren des Herzinfarkts zurückzuführen sind (Prev Med 2024; online 23. Dezember 2023). „Bezogen auf den Herzinfarkt können wir sagen, dass das Kernproblem des Stadt-Land-Gefälles nicht darin liegt, dass der Rettungswagen zu lange braucht, um ins Krankenhaus zu kommen, sondern dass die Krankheitsprävention auf dem Land verbessert werden muss“, erklärt Marcus Ebeling vom MPIDR.

Sterblichkeit systematisch höher

Um die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten so umfassend wie möglich zu analysieren, haben die beteiligten Wissenschaftler vom schwedischen Karolinska-Institut, der Universität Rostock und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung 101 sehr ländliche und 67 sehr städtische Gebiete miteinander verglichen.

Nach ihren Erkenntnissen weisen ländliche Gebiete in Deutschland in allen Altersgruppen ab 65 Jahren eine systematisch höhere Herzinfarktsterblichkeit auf. Auch bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt schneide das ländliche Deutschland immer schlechter ab als das städtische, so Ebeling. Gut die Hälfte der ländlichen Kreise liege bei der Neuerkrankungsrate für Herzinfarkte im Bereich der 25 Prozent schlechtesten städtischen Kreise.

Rettungswagen kommen zunehmend später

Vorangegangene Untersuchungen haben nach Angaben der Wissenschaftler gezeigt, dass Rettungswagen gerade auf dem Land zunehmend später kommen, gleichzeitig aber immer häufiger gerufen werden. Beim Herzinfarkt ist die Überlebenswahrscheinlichkeit eng mit sofortiger medizinischer Behandlung verknüpft.

Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler kritisieren zugleich die hohen Anforderungen des Datenschutzes in Deutschland. „Gesundheitsdaten, die auch den Lebensverlauf von Menschen abdecken und eine Stadt-Land-Analyse auf Bevölkerungsebene zulassen, sind in Deutschland leider schwer zugänglich“, sagte Ebeling. „Das heißt, wir wissen nicht im Detail, wie die Gesundheitsbiographien vor und nach dem Herzinfarkt ausgesehen haben.“

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen 2022 die häufigste Todesursache in Deutschland. Mit 358.219 Verstorbenen war gut ein Drittel (33,6 Prozent) aller Sterbefälle darauf zurückzuführen. An einem Akuten Herzinfarkt starben 2022 rund 46.600 Bundesbürger. (KNA)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Maßnahme gegen kognitiven Verfall

Vorhofflimmern: Helfen NOAKs auch bei niedrigem Risiko?

KHK / Herzinfarkt

Spironolacton kein Gewinn in der Postinfarkttherapie

Das könnte Sie auch interessieren
Einem stabilen Herzrhythmus auf der Spur

© Gruzdaitis / Fotolia

Herzrhythmusstörungen

Einem stabilen Herzrhythmus auf der Spur

Kooperation | In Kooperation mit: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Elektrolyte und ihre Funktion im kardialen Stoffwechsel

© [M] 7activestudio / stock.adobe.com

Kalium und Magnesium

Elektrolyte und ihre Funktion im kardialen Stoffwechsel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Darum ist ein ausgeglichener Kalium-Magnesium-Haushalt wichtig

© Predel | Rolf Schulten | Rolf Schulten

Video-Statements

Darum ist ein ausgeglichener Kalium-Magnesium-Haushalt wichtig

Kooperation | In Kooperation mit: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

© Alnylam

Pionier der RNAi-Technologie

Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Alnylam Germany GmbH, München
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

© Springer Medizin Verlag

Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!