So geht's
Tabletten schlucken leicht gemacht
Mit ein paar Tricks lassen sich selbst große Pillen ganz leicht schlucken. Experten erklären, wie es funktioniert.
Veröffentlicht:HEIDELBERG. Forscher des Uniklinikums Heidelberg haben in einer Studie erstmals zwei Techniken überprüft, die das Einnehmen von Tabletten und Kapseln erleichtern sollen.
Dazu schluckten 151 gesunde Probanden Placebo-Tabletten und -Kapseln in verschiedenen Größen zunächst wie sie es gewohnt waren, dann streng nach Anleitung der Wissenschaftler um Professor Walter E. Haefeli (Ann Fam Med 2014; 12: 550).
Rund zwei Drittel von ihnen berichteten anschließend, dass sie so mit den großen Tabletten besser zurechtkamen, berichtet das Klinikum in einer Mitteilung. Auch große Kapseln machten im Durchschnitt neun von zehn Teilnehmern keine Probleme mehr.
Die Techniken bewährten sich selbst bei den Testpersonen, die nach eigenen Angaben allgemein Schwierigkeiten mit dem Tablettenschlucken haben. Ihre Beurteilung fiel nur geringfügig schlechter aus als die der anderen Probanden.
"Ich empfehle Ärzten, ihre Patienten auf diese beiden Schlucktechniken aufmerksam zu machen", so der Ärztliche Direktor der Abteilung für Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie an dem Klinikum.
Tabletten lösen oft Würgereiz aus
Eine Umfrage aus Baden-Württemberg im Jahr 2011 ergab, dass mehr als ein Drittel aller Patienten an Hausarztpraxen solche Probleme kennt: Die Tabletten bleiben im Rachen hängen, lösen Würgereiz oder sogar Erbrechen aus. Beinahe jeder zehnte Betroffene verzichtet daher lieber ganz auf die Medikamente.
Für die aktuelle Studie schluckten die Probanden im Alter von 18 bis 85 Jahren zunächst 16 verschiedene wirkstofflose Tabletten und Kapseln in unterschiedlichen Formen und Größen.
Auf einer Skala bewerteten sie anschließend, wie gut oder schlecht sich die einzelnen Placebos in den Magen befördern ließen.
Am meisten Schwierigkeiten machten die jeweils beiden größten Tabletten und Kapseln. Sie wurden für den Test der beiden Schlucktechniken ausgewählt.
Etwa die Hälfte der Testpersonen gab an, Tabletten immer nur mit Mühe oder gar nicht schlucken zu können. Dafür gab es aber keine Krankheit bedingten Ursachen.
"Tabletten-Flaschen-Trick"
Bei der Einnahme der Tabletten kam der "Tabletten-Flaschentrick" zum Einsatz. Dabei kommt es darauf an, eine flexible Plastikflasche mit nicht zu enger Öffnung zu verwenden, aus der das Wasser gut eingesaugt werden kann.
Die Tablette wird auf die Zunge gelegt, die Lippen dicht um die Flaschenöffnung geschlossen, ein kräftiger Schluck stilles Wasser eingesogen und in einem Zug mitsamt Tablette geschluckt. Der Kopf darf leicht nach hinten geneigt sein.
Die Tablette folgt so der Schwerkraft zum Zungengrund und wird beim Schlucken mitgespült.
"Kapsel-Nick-Trick"
Die zweite eingesetzte Technik ist der "Kapsel-Nick-Trick": Auch hier wird die Kapsel auf der Zunge positioniert und ein Schluck Wasser aufgenommen, allerdings ohne ihn sofort hinunter zu schlucken. Nun neigt man den Kopf nach vorne, Kinn Richtung Brust.
In dieser Position wird geschluckt. Diese Technik eignet sich ausschließlich für Kapseln. Diese sind, anders als Tabletten, leichter als Wasser. Bei geneigtem Kopf steigen sie auf in Richtung des jetzt höher liegenden Rachens und lassen sich so leichter abschlucken.
Im Experiment hatte dank dieser Technik keiner der Probanden mehr Probleme mit den sehr großen Kapseln. Bei den etwas kleineren Kapseln berichteten 86 Prozent von einer Erleichterung beim Schlucken.
Der nächste Schritt ist nun, die Techniken an den Patienten zu bringen. "Probleme beim Tabletteneinnehmen werden in den Arztpraxen noch zu wenig thematisiert", sagt Professor Haefeli.
"Es lohnt sich, als Arzt einmal nachzufragen, um überhaupt mit solchen Tipps weiterhelfen zu können. Außerdem besteht häufig die Möglichkeit, auf eine andere Medikamentenmarke mit kleineren oder anders geformten Tabletten bzw. Kapseln auszuweichen. Auch das kann den Patienten schon helfen."
Das Team hat gerade eine Schluck-Studie bei Patienten nach Apoplexie abgeschlossen, die demnächst veröffentlicht wird. Diese Patienten haben oft krankheitsbedingte Schwierigkeiten mit dem Schlucken. Für sie eignen sich die beiden erprobten Techniken nur bedingt. (eb)