Unwissen macht den Sex gefährlich
NEU-ISENBURG (eis). Im Gegensatz zu HIV nehmen viele Menschen das Hepatitis-B-Virus nicht als Bedrohung wahr. Sogar viele besonders Gefährdete wissen kaum etwas über Infektionswege, belegen zwei Studien.
Veröffentlicht:Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover haben 384 Angehörige von Hepatitis-B-Patienten über ihre Kenntnisse zu der Krankheit befragt, und zwar meist Lebenspartner oder Kinder der Betroffenen (DMW 2012; 137: 774).
Knapp drei Viertel von ihnen hatten einen Migrationshintergrund. Nur 41 Prozent der Angehörigen war bekannt, dass die Krankheit unbehandelt tödlich verlaufen kann.
Über 80 Prozent wussten zwar, dass eine HBV über Geschlechtsverkehr weitergegeben werden kann, aber nur 75 Prozent wussten, dass Kondome davor schützen.
Und obwohl gerade für Lebenspartner von Patienten ein hohes Infektionsrisiko besteht, waren nur 84 Prozent gegen Hepatitis B geimpft.
"Besonders auch Jugendliche müssen dringend besser über Virushepatitis aufgeklärt werden", betonen Ärzte vom Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover. Sie haben 1262 Schüler im mittleren Alter von 14 Jahren zu Hepatitis B befragt (Mschr Khlk 2012; 160: 477).
Auch von diesen wurde die Krankheit deutlich unterschätzt: Nur etwa ein Drittel von ihnen wussten, dass Leberversagen tödlich enden kann.
Je nach Schulform war zehn bis 20 Prozent der Schüler Hepatitis B gänzlich unbekannt; nur 65 bis 80 Prozent kannten die Impfung dagegen. Und weniger als die Hälfte wussten, dass Kondome vor einer Infektion schützen können.
"Das Bewusstsein der Jugendlichen für eine potenziell tödliche Infektionskrankheit war erstaunlich gering", betonen die Forscher und mahnen mehr Aufklärung an.
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