Vatikan kritisiert Medizin-Nobelpreis für Entwicklung der künstlichen Befruchtung
Als "vollkommen deplatziert" bezeichnete ein Sprecher des Vatikans die Verleihung des diesjährigen Medizin-Nobelpreises.
Veröffentlicht:ROM (dpa). Der Vatikan hat die Vergabe des Medizin-Nobelpreises an den "Vater" der künstlichen Befruchtung, Dr. Robert R. Edwards aus Großbritannien, scharf kritisiert. "Ich halte die Wahl von Edwards für vollkommen deplatziert, und die Gründe dafür sind zahlreich", sagte der Bioethiker und Präsident der vatikanischen Akademie für das Leben, Monsignore Ignacio Carrasco de Paula.
Edwards sei nicht nur verantwortlich für die Vermarktung von Eizellen, sondern auf sein Konto gehe auch die große Zahl von Embryonen in Reagenzgläsern, die im besten Fall darauf warteten, in eine Gebärmutter verpflanzt zu werden, aber mit größerer Wahrscheinlichkeit dazu verurteilt seien zu sterben.
Der 85-jährige Edwards erhielt - wie berichtet - für seine Technik der künstlichen Befruchtung als alleiniger Preisträger die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner, wie das Karolinska-Institut in Stockholm bekanntgab. Seine zunächst sehr umstrittene Technik habe einem Großteil der Menschen geholfen - mehr als zehn Prozent der Paare seien unfruchtbar. Monsignore Carrasco kritisierte dagegen: "Edwards hat das Problem der Unfruchtbarkeit nicht gelöst, sondern übergangen."
Der Vatikan hatte die von Edwards entwickelte In-vitro-Fertilisation (IvF) bereits im Februar 1987 eindeutig verworfen. In einem Dokument der damals von Joseph Kardinal Ratzinger - dem heutigen Papst Benedikt XVI. - geleiteten Glaubenskongregation wurde die IvF für unmoralisch erklärt, weil sie die natürliche Vereinigung von Mann und Frau ersetze.
Zudem führe sie zur Zerstörung von Embryonen. Das sei als Zerstörung des Lebens für die katholische Kirche nicht zulässig. In der von Papst Johannes Paul II. gebilligten Instruktion Ratzingers heißt es, die Unfruchtbarkeit von Paaren könne Anlass sein, sich zum Beispiel um die Adoption von Kindern zu bemühen.
Wissenschaftler sollten ermutigt werden, mit ihren Forschungen fortzufahren, um den Ursachen der Sterilität vorzubeugen und ihnen abhelfen zu können, so dass "unfruchtbare Ehepaare in Achtung ihrer personalen Würde und der des Ungeborenen zur Fortpflanzung gelangen".
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