Bei zu schmalen Manschetten
Verfälschte Blutdruck-Werte
Patienten mit dicken Oberarmen verwenden für die Blutdruck-Selbstmessung oft zu schmale Manschetten. Das führt zu falschen Werten.
Veröffentlicht:AVICENNE. Wie häufig sind maskierte Hypertonien? Das haben Hypertensiologen um Professor Jean-Jacques Mourad von der Uniklinik in Avicenne untersucht (Am J Hypertens 2013, online 1. Juni).
An ihrer Studie nahmen 53 Patienten teil, die wegen leichter bis mäßiger Hypertonie in Behandlung waren.
Von den Probanden waren knapp 89 Prozent adipös (BMI 30 kg/m2 und mehr). Die Oberarme der Teilnehmer insgesamt hatten mehr als 33 cm Umfang.
Ab diesem Wert wird in den europäischen Leitlinien (ESH/ESC) zu einem Wechsel von Standard- (12-13 cm breit) zu breiteren Manschetten (15-18 cm) geraten.
Die Probanden wurden angeleitet, ihren Blutdruck am Oberarm selbst zu messen. Gruppe 1 verwendete dazu eine Standardmanschette, mit einem 26 cm langen aufblasbaren Manschettenteil. Gruppe 2 erhielt breitere Manschetten; der aufblasbare Abschnitt war 33 cm lang.
Differenzen um mehr als 10mmHG
Die Manschettenbreite beeinflusste deutlich die Messwerte. Diese differierten bei 20 der 53 Probanden um mehr als 10 mmHg.
Im Mittel fielen die systolischen Werte bei den Messungen mit breiten Manschetten 6,9 mmHg und die diastolischen um 4,0 mmHg niedriger aus.
Von der Manschette hing es auch ab, in welche Hochdruckkategorie die Patienten einzustufen waren. Die Diagnose "anhaltende Hypertonie" erhielten 57 Prozent der Patienten mit Standardmanschetten, aber nur 42 Prozent der Patienten mit breiten Manschetten.
Bei der kontrollierten Hypertonie lagen die Anteile bei 21 gegenüber 28 Prozent. Eine Weißkittel-Hypertonie war mit breiter Manschette dreimal häufiger als mit Manschetten normaler Breite (23 vs. 8 Prozent).
Die Prävalenz der maskierten Hypertonie schließlich halbierte sich, wenn statt einer Standard- eine breite Manschette zum Einsatz kam (15 vs. 8 Prozent).
"Blutdruck mit geeignetem Werkzeug messen"
72 Prozent der Patienten, die ihren Blutdruck mit einer Standardmanschette maßen, verfehlten das Therapieziel; sie wiesen dauerhaft erhöhte Druckwerte auf oder waren maskiert hyperton.
Gleiches ließ sich nur von 49 Prozent der Patienten sagen, die sich einer breiten Manschette bedienten.
Die Forscher betonten die große Bedeutung, "den Blutdruck mit geeignetem Werkzeug zu messen".
Der Zusammenhang von maskierter Hypertonie und Adipositas werde womöglich wegen häufig fehlerhafter Messungen überschätzt.