Fieber unbekannter Ursache
Virusnachweis erspart jedem dritten Kind das Antibiotikum
Bei Kindern mit Fieber unbekannter Ursache ist eine Viruserkrankung weitaus wahrscheinlicher als eine schwere bakterielle Infektion. Trotzdem erhielten mehr als 60 Prozent der Patienten in einer Schweizer Studie eine Antibiotikatherapie. Einfache Labortests könnten hier mehr Klarheit schaffen.
Veröffentlicht:GENF. Vier Viren gelten als häufigste Verursacher von Fieber unbekannter Ursache (fever of unknown origin, FUO): humane Enteroviren (HEV), zu denen Coxsackie- und Echo-Viren zählen; humane Parechoviren (HPeV); Adenoviren (AdV) und das humane Herpesvirus 6 (HHV6). Diese vier Virustypen können bei Kindern aller Altersgruppen Infektionen hervorrufen, die als Sepsis oder FUO imponieren.
In einer prospektiven Studie haben Arnaud L’Huillier vom Universitätsspital Genf und Kollegen untersucht, wie häufig diese vier Viren bei Kindern mit FUO vorkommen und wie sich Patienten mit Virämien von Kindern mit negativen Tests unterscheiden (Arch Dis Child 2019, online 28. August).
Hierzu untersuchten die Studienautoren an der Genfer Universität zwischen November 2015 und Dezember 2017 das Plasma von 135 Kindern unter drei Jahren mit FUO per Real-Time-PCR auf AdV und HHV6 sowie per RT-PCR auf die RNA-Viren HEV und HPeV. 50 Kinder unter drei Jahren, die wegen Frakturen oder Zahnproblemen an einer kanadischen Klinik in Behandlung waren, bildeten die Kontrollgruppe.
PCR als Orientierungshilfe für die Therapie
Bei 34,8 Prozent der Kinder mit FUO konnte mindestens eines der vier getesteten Viren nachgewiesen werden. Bei 14,1 Prozent handelte es sich um HEV, bei 11,1 Prozent um HHV-6, bei 5,9 Prozent um HPeV und bei 5,2 Prozent um AdV. In der Kontrollgruppe lag die Nachweisquote dieser Viren insgesamt bei nur 6 Prozent.
Der Vergleich der 47 Kinder mit positivem Virusnachweis mit den 88 virusnegativen FUO-Patienten ergab in der virusnegativen Gruppe eine fünfmal so hohe Rate schwerer bakterieller Infektionen wie in der viruspositiven Gruppe (20,5 vs. 4,3 Prozent). Wurden Virusnachweise auch aus anderen Proben als Plasma, also etwa aus dem Stuhl, dem Liquor, oder Nasen-/Rachenabstrichen mitberücksichtigt, vergrößerte sich dieser Unterschied auf das Achtfache.
Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigten sich auch beim Blutbild und bei den Entzündungswerten. So waren die Werte für Leukozyten, Neutrophile, Lymphozyten und CRP bei virusnegativen Patienten signifikant höher als bei viruspositiven. Zudem wurden erstere häufiger stationär aufgenommen.
Doch nahezu kein Unterschied war erkennbar, wenn es um die Behandlung ging. Die Ärzte (die die Ergebnisse der PCR-Untersuchung nicht kannten) verordneten 68,2 Prozent der Patienten der virusnegativen und 63,8 Prozent der viruspositiven Gruppe ein Antibiotikum.
Antibiotikaverbrauch reduzieren
Angesichts des hohen Anteils an viralen Infektionserregern, so das Team um L’Huillier, der schwierigen klinischen Abgrenzung zur bakteriellen Infektion und der daraus resultierenden häufigen Antibiotikatherapie, sei eine Plasmauntersuchung auf Viren per PCR möglicherweise hilfreich. Damit könne der Antibiotikaverbrauch reduziert und die Resistenzbildung eingedämmt werden.
Zudem könne auf diese Weise nicht nur viel Geld gespart, sondern auch die weitere Belastung des Patienten durch unnötige invasive Untersuchungen reduziert werden.