Endoprothesen

Vor Op mit Chlorhexidin waschen!

Lässt sich das Infektionsrisiko bei Hüft- und Knieprothesen senken, wenn die Patienten vor dem Eingriff Chlorhexidin-Waschungen vornehmen? Zumindest bei Rezidivoperationen könnte das Sinn machen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

BERLIN. Infektionen bei der Hüft- und Knieendoprothetik betreffen nur ein bis zwei Prozent der Patienten, aber sie sind oft gravierend. Problematisch seien vor allem Revisions-Operationen, betonte Professor Anke Eckardt von der Hirslanden Klinik Birshof, Schweiz, beim Praxis Update in Berlin. Hier würden bei 15 bis 25 Prozent der Patienten Infektionen im Operationsgebiet beschrieben.

Deswegen stellt sich die Frage präventiver Strategien bei diesen Patienten mit besonderer Dringlichkeit. Da die meisten der mit chirurgischen Eingriffen assoziieren Infektionen auf Staphylococcus aureus zurückgehen, werden seit einiger Zeit Maßnahmen diskutiert, mit denen die Patienten schon zu Hause im Vorfeld einer Operation ihre Besiedlung reduzieren.

Zunehmend als effektiv angesehen würden Körperwaschungen mit Chlorhexidin, so Eckardt. Die Orthopädin berichtete über eine randomisierte Studie aus den USA, an der 554 Patienten teilnahmen, die am Sinai Hospital of Baltimore in Maryland eine Totalendoprothese an Knie oder Hüfte erhielten. Die Hälfte der Patienten sollte sich am Vorabend der Operation und noch einmal am Morgen mit in 2-prozentiger Chlorhexidin-Lösung getränkten Waschlappen waschen. Der anderen Hälfte wurden Wasser und Seife empfohlen.

Das machte einen Unterschied: Periprothetische Infektionen traten in der Seife-Gruppe bei 2,9 Prozent der Patienten auf, in der Chlorhexidin-Gruppe nur bei 0,4 Prozent. Nach Adjustierung war das Infektionsrisiko in der Gruppe ohne Chlorhexidin gut achtmal höher. Das war statistisch signifikant (p=0,049) (J Arthroplasty 2016; 31: 2856-61).

Zu den Besonderheiten der Studie zählt, dass die Patienten nicht selektiert wurden. Vor einigen Jahren gab es schon einmal eine randomisierte Studie, bei der Patienten vor unterschiedlichen Operationen geraten wurde, sich fünf Tage lang mit Chlorhexidin-Seife zu waschen und Mupirocin-Nasensalbe zu applizieren (N Engl J Med 2010; 362:9-17). Dadurch wurde das Risiko postoperativer Staphylococcus aureus-Infektionen aller Art halbiert.

Allerdings waren in dieser Studie Patienten mit nasaler Kolonisation mittels PCR-Test gezielt selektiert worden. Der unselektierte, flächendeckende Einsatz von Chlorhexidin-Waschungen ist demgegenüber weniger aufwändig und deutlich kostengünstiger. Er werde deswegen in der Endoprothetik zunehmend diskutiert, zumal der Patient damit gut eingebunden werden könne. "Ein bisschen mehr Evidenz bräuchten wir aber schon noch", so Eckardt.

Praxis Update 2017

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