Seife, Alkohol oder Creme?
Was Dermatologen zur Handdesinfektion empfehlen
Handhygiene-Strategie in Pandemiezeiten: Durch Corona häufen sich die Fälle von Handekzemen, so die Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Zur Prävention gibt sie drei Empfehlungen ab.
Veröffentlicht:Berlin. Mit Beginn der Coronapandemie etablierte sich als eine der wichtigen Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor einer Coronainfektion die intensivierte Handhygiene, erinnert die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). „Zu beachten ist, dass die für die Handhygiene verwendeten Mittel nicht nur den erwünschten Effekt einer Ablösung oder Abtötung des Krankheitserregers haben, sondern auch das Hautorgan selbst beeinträchtigen können“, wird Professor Peter Elsner, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der DDG, in einer Mitteilung der Gesellschaft zitiert.
Ein wesentliches Charakteristikum der Haut ist ja ihre epidermale Barrierefunktion. Durch die eingesetzten Substanzen können die im Stratum corneum interzellulär vorhandenen Lipid-Doppellamellen, aber auch dem Wasserhaushalt dienende Peptide („Natural Moisturizing Factor“) angegriffen werden, warnt die DDG. Denn dies begünstige die Entstehung eines irritativen Kontaktekzems.
Zunahme von Handekzemen
Erste Berichte aus Hautarztpraxen über eine Zunahme von Handekzemen schon wenige Monate nach Beginn der Coronapandemie bestätigten die Vermutung, dass die intensivierte Handhygiene ein Risiko für die Hautgesundheit in sich birgt. Nun ergab der DDG zufolge eine aktuelle Studie bei 114 Beschäftigten in einem OP und der Intensivstation des Universitätsklinikums München, dass unter den Bedingungen der Corona-Pandemie die Handhygienemaßnahmen signifikant zunahmen und dass in deren Folge 90 Prozent der Mitarbeiter klinische Symptome eines Handekzems zeigten: Insbesondere Hauttrockenheit (83,2 Prozent), gefolgt von Erythem (38,6 Prozent), Juckreiz (28,9 Prozent), Brennen (21,1 Prozent), Schuppung (18,4 Prozent), Fissuren (9,6 Prozent) und Schmerzen (4,4 Prozent).
Hände waschen oder Desinfektionsmittel?
Medizinisches Personal: Hautprobleme werden zum Hauptproblem
„Aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen der letzten Jahre wissen wir zudem, dass Detergentieneffekte sich durch das anschließende Tragen von Handschuhen verstärken. Bei alkoholischen Desinfizientien ist dies nicht der Fall“, erklärt Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena.
Für die Handhygiene zur COVID-19-Prävention empfiehlt die DDG:
- Eine Desinfektion mit einem viruswirksamen alkoholischen Händedesinfektionsmittel, nach Möglichkeit mit barriereschützenden Hilfsstoffen wie Glycerol, sollte bei fehlender sichtbarer Verschmutzung der Hände und Verfügbarkeit Vorrang haben vor Waschungen mit Seife oder Waschlotionen (Detergentien).
- Nach jeder Waschung und/oder Desinfektion sollten die Hände vollständig mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, das die Regeneration der Hautbarriere unterstützt.
- Beim Auftreten von Hautveränderungen im Sinne eines Handekzems sollte eine hautärztliche Behandlung eingeleitet und, bei möglicher beruflicher Verursachung, ein Hautarztbericht erstellt werden. (eb/ikr)