Analyse

Welches Nahrungsergänzungsmittel hilft gegen Neurodermitis?

Für diverse Vitamine und andere Supplemente wird eine unterstützende Wirkung bei Neurodermitis postuliert. Einer Übersicht zufolge ist die Evidenz für die meisten Supplemente aber eher dünn.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Nahrungsergänzungsmittel gegen Hautkrankheiten? Dafür gibt es bisher wenig Evidenz.

Nahrungsergänzungsmittel gegen Hautkrankheiten? Dafür gibt es bisher wenig Evidenz.

© AlessandroPhoto / Getty Images / iStock

CINCINNATI. Viele Patienten mit atopischer Dermatitis suchen nach Möglichkeiten, ihre Behandlung „mit natürlichen Mitteln“ zu unterstützen. US-Dermatologen wollten daher wissen, welcher Nutzen von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln realistisch zu erwarten ist.

Die Ärzte um Kelly Reynolds von der University of Cincinnati haben in einer Literaturrecherche 43 einschlägige klinische Studien und Metaanalysen aus Peer-Review-Journalen identifiziert und ausgewertet (Int J Dermatol 2019; online 20. März).

Ihr zurückhaltendes Fazit: „Vitamine und Supplemente könnten beim Management der atopischen Dermatitis eine Rolle spielen.“ Wegen der geringen Teilnehmerzahlen der meisten Studien sei die Evidenz allerdings limitiert. Die Ergebnisse:

  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA): Laut Reynolds und Kollegen besteht „vorläufige Evidenz für die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure sowie für Borretsch- und Hanfsamenöl“; die Datenlage müsse aber weiter in randomisierten kontrollierten Studien (RCT) überprüft werden. Durch die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure wurde in einer RCT die Symptomatik im Vergleich zu einer gesättigten Fettsäure tendenziell, jedoch nicht signifikant verbessert.
  • Mit Borretschöl, das reich ist an Gammalinolensäure, einer Omega-6-Fettsäure, wurden unterschiedliche Ergebnisse erzielt: In fünf Studien ergab sich ein signifikanter Nutzen, in fünf weiteren kein Effekt. Ein Cochrane-Bericht fand weder für Borretschöl noch für das ebenfalls Gammalinolensäure-reiche Nachtkerzenöl einen positiven Einfluss auf Ekzeme oder Lebensqualität.
  • Mit Hanfsamenöl wurde eine Besserung von Hauttrockenheit und Juckreiz beobachtet, allerdings nur in einer Cross-over-Studie.
  • Gammalinolensäure allein hatte in einer Metaanalyse von 19 Studien keine signifikante Auswirkung auf die Symptomatik. Studien zu Fischöl, das einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren hat, waren nur von mäßiger Qualität und ohne eindeutiges Ergebnis.
  • Probiotika: Die Datenlage zum therapeutischen Nutzen von Probiotika ist ebenfalls uneinheitlich. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde kein Effekt auf die Symptomausprägung festgestellt. Erfolgversprechender ist die Anwendung von Probiotika bei Säuglingen zur Prävention der atopischen Dermatitis. In einer Metaanalyse von zehn RCT war bei Risikokindern ein deutlicher Schutzeffekt zu erkennen.
  • SPURENELEMENTE: Obwohl es Hinweise gibt, dass der Mangel von Spurenelementen bei der Pathogenese der atopischen Dermatitis von Bedeutung sein kann, ist der Nutzen einer Supplementierung nicht belegt. Zwei RCT mit Zink bzw. Selen kamen zu einem negativen Ergebnis.
  • Vitamine: Die Zufuhr von Vitamin D, vor allem in Kombination mit Vitamin E, sorgt laut den Forschern um Reynolds für eine signifikante Verbesserung der Symptomatik bei Neurodermitis. Ihr Urteil beruht allerdings auf nur drei RCT mit insgesamt weniger als 150 Patienten, darunter nur zwölf mit beiden Vitaminen. Der Effekt von Vitamin E allein ist noch unsicherer: Zwar kam es in zwei RCT zu einer symptomatischen Besserung, der Unterschied zu Placebo war aber nur in einer Studie signifikant.
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