Wenn das Gedächtnis streikt, fehlt manchmal nur Vitamin B12

WIESEBADEN (sko). Bei Patienten mit Verdacht auf eine Demenz sollten Ärzte die Medikation einmal genauer unter die Lupe nehmen. Denn viele gängige Wirkstoffe können die Kognition beeinträchtigen. Auch eine Intoxikation durch Schwermetalle und Lösungsmittel sowie ein Vitamin-B12-Mangel sollten ausgeschlossen werden.

Veröffentlicht:

"Es gibt viele Substanzen, bei denen man es nicht vermutet, daß sie zu kognitiven Störungen führen können." Daran hat Privatdozent Dr. Herbert F. Durwen von der Universität Bochum beim Neurologiekongreß in Wiesbaden erinnert. Als Beispiel nannte er Glukokortikoide, Analgetika, Antiasthmatika oder auch Antihypertensiva. Er selbst habe beobachtet, daß Patienten unter einer Behandlung mit einem Antihypertensivum kognitive Einschränkungen entwickelten, die nach Absetzen des Medikaments wieder verschwanden, so Durwen bei einem Symposium des Arbeitskreises Demenz.

Schätzungsweise seien bei ein bis zwei Prozent der Patienten mit Demenz-Verdacht die kognitiven Beeinträchtigungen Arzneimittel-induziert. Der Anteil sei also gering. Doch sollte man zumindest eine Beteiligung von Medikamente an Demenz-Symptomen nicht unterschätzen und die Pharmakotherapie bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen kritisch überprüfen, sagte Durwen.

Bekannte Ursachen von kognitiven Einschränkungen sind auch Vergiftungen mit Schwermetallen wie Blei, Quecksilber, Thallium sowie mit organischen Lösungsmitteln - vor allem bei Personen, die beruflich mit solchen Substanzen Kontakt haben oder hatten.

Eine wichtige Ursache von kognitiven Störungen seien Krankheiten, die durch metabolische Störungen ausgelöst werden, etwa eine chronische Hypoglykämie. Und auch bei einem Vitamin-B12-Mangel könne das Leitsymptom eine kognitive Einschränkung sein. Da in Deutschland besonders ältere Menschen ohne sicheres soziales Umfeld häufig fehl- oder unterernährt seien, lohne es sich hier, die Vitamin-Spiegel in regelmäßigen Abständen zu prüfen, sagte Durwen.

Lesen Sie weitere Berichte von der 78. Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Neurologie

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weg von der Zigarette

Rauchstopp nach Krebsdiagnose: Je früher, desto besser

„ÄrzteTag“-Podcast

Kommt die neue GOÄ noch, Dr. Klinger?

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel: Das große Schweigen im politischen Berlin

Lesetipps
Mann bei der Wahl

© Christian Schwier / stock.adobe.com

Ampel vor dem Aus?

Koalitionskrise wirft dunkle Schatten auf Lauterbachs Reformpläne

Briefwahlunterlagen für die Sozialwahl

© Hirnschal/osnapix/picture alliance

Leitartikel zur Zukunft der Sozialen Selbstverwaltung

Sozialwahlen: Rette, wer kann!