Muskelabbau

Wie alternde Männer schwach werden

Mit dem Alter schwinden die Muskeln. Dieser Abbau kann durch einige Faktoren zusätzlich beschleunigt werden. Besonders gefährdet sind einer französischen Studie zufolge Inaktive, Diabetiker und Männer mit bestimmten Hormonkonstellationen.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Regelmäßige Gartenarbeit bremst den Verlust an Muskelmasse im Alter.

Regelmäßige Gartenarbeit bremst den Verlust an Muskelmasse im Alter.

© Alexander Raths/fotolia.com

LYON. Im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie analysierten Alexia Renoud von der Universität Lyon und Kollegen über 7,5 Jahre die Zusammenhänge zwischen dem Muskelabbau bei älteren Männern und deren Hormonspiegeln bzw. Lebensstil (The American Journal of Medicine 2014, online 12. Februar).

Insgesamt wurden in der MINOS-Studie 608 Männer zwischen 60 und 85 Jahren alle 18 Monate zu ihrem Gesundheitsstatus und ihrem Lebensstil befragt.

Außerdem wurden per Doppelröntgenabsorptiometrie (DXA) die Skelettmuskelmasse der Gliedmaßen bestimmt, die Magermasse berechnet und der Gesamttestosteronwert sowie das Sexualhormon bindende Globulin (SHBG) gemessen.

0,63% Muskelmasse/Jahr weniger

Die untersuchten Männer verloren jedes Jahr durchschnittlich 0,63% ihrer Muskelmasse. Dieser Verlust beschleunigte sich mit zunehmendem Alter.

Die Autoren berechneten einen durchschnittlichen Koeffizienten von 0,03% pro Jahr / Zahl der Jahre des Alters zu Studienbeginn. So stieg der durchschnittliche Muskelmasseverlust von jährlich 0,7% bei den unter 65-Jährigen bis auf 1,3% bei Männern ab 75 Jahren.

Dieser altersbedingte Abbau wurde darüber hinaus von verschiedenen anderen Faktoren beeinflusst. Bei Männern, die in ihrer Freizeit weniger als 15 Stunden wöchentlich körperlich aktiv waren, (Wandern, Gartenarbeit, Freizeitsport) schritt er schneller fort als bei Gleichaltrigen, die sich mehr bewegten (-0,76% / Jahr vs. -0,58% / Jahr).

Aber auch hormonelle Faktoren spielten offenbar eine Rolle: Unter Berücksichtigung von Alter, Diabetes und Aktivität beschleunigte sich der Muskelabbau um 0,1% / Jahr, wenn das Gesamttestosteron unter , 10 nmol / l lag, bei Hormonspiegeln darüber dagegen nur um 0,07% / Jahr.

Während beispielsweise die jährliche Muskelverlustrate von Männern mit normalen Testosteronspiegeln im Alter von 60 bis 80 Jahre von 0,64% auf 1,16% anstieg, erreichte sie bei Senioren mit niedrigem Testosteron in diesem Zeitraum 1,56%.

Ähnliche Zusammenhänge zeigten sich beim freien Testosteron (, 75 pmol / l: -0,12% vs. -0,08% bei höheren Werten) sowie beim Parathormonspiegel.

Erreichte das PTH 45 pg / ml oder mehr, beschleunigte sich der Abbau pro Jahr um 0,14%, gegenüber 0,12% bei Werten unter 45 pg / ml. Auch ein Typ-2-Diabetes ließ die Muskeln schneller schwinden (-0,08% / Jahr vs. -0,03% / Jahr).

Schwellenwerte nicht übertragbar

Allerdings geben die Autoren zu bedenken, dass sich die Schwellenwerte dieser Untersuchung nicht ohne Weiteres auf eine andere Bevölkerungsgruppe übertragen lassen.

Zur Identifikation von Männern verschiedener Populationen mit hohem Risiko für einen beschleunigten Muskelabbau seien weitere Studien erforderlich.

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 30.07.201408:48 Uhr

Ursache und Wirkung von "Hormonen"

Testosteron ist bekanntlich mit der Muskelmasse korreliert,
wird diese also gezielt auftrainiert, steigt sogar der Testosteronspiegel, auch im Alter!
Das Umgekehrte, genannt Doping, funktioniert bekanntlich NICHT ohne zusätzliches Muskeltraining.
Die (künstliche) Gabe von Hormonen ist immer ein Spiel mit dem Feuer und selten medizinisch indiziert.
Auch das Östrogen (bei Frauen) hat unbestritten gesundheitlich positive Wirkung bis zur Lebensverlängerung,
was man (statistisch) nachweisen kann, wenn Frauen noch spät Kinder kriegen,
jedoch hat die postmenopausale Gabe mehr Nachteile als Vorteile.

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