Kopfschmerz
Zehnminütige Beratung stoppt Brummschädel
Mit einer kurzen Beratung können Hausärzte einen zu hohen Schmerzmittelkonsum bei Kopfschmerzpatienten stoppen - und das Hämmern im Haupt hemmen.
Veröffentlicht:BERLIN. Manchmal können Ärzte mit recht wenig Zeit und Aufwand ein ernstes Problem lösen. So ist vielen Patienten mit Kopfschmerzen durch Analgetika-Übergebrauch nicht klar, dass ihr übermäßiger Schmerzmittelkonsum die Kopfschmerzen auf Dauer verstärkt statt sie zu lindern.
Erläutern Ärzte das Problem ihren Patienten, dann reduzieren die meisten ihren Schmerzmittelkonsum, und die Kopfschmerzfrequenz geht dauerhaft zurück.
Darauf deutet jedenfalls eine norwegische Studie, die auf dem ersten Kongress der European Academy of Neurology in Berlin vorgestellt worden ist. (Kristoffersen ES et al. Brief Intervention for Medication-Overuse Headache in primary care (the BIMOH study) - an open long-term follow-up)
Infos über Folgen des Missbrauchs
In der Untersuchung wurden Hausärzte instruiert, einen Analgetika-Übergebrauch bei Kopfschmerz-Patienten anhand der Severity of Dependence Scale (SDS) zu erkennen.
Von einem Übergebrauch wurde ausgegangen, wenn die Patienten an mindestens 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen hatten und an mindestens zehn bis 15 Tagen Schmerzmittel einnahmen.
Einen Teil dieser Patienten informierten die Hausärzte anschließend über den zu hohen Analgetikakonsum und seine Folgen. Dabei gaben die Ärzte den Patienten auch Tipps, wie sie ihren Konsum reduzieren können, und informierten sie über Entzugssymptome wie Rebound-Kopfschmerzen.
Für das gesamte Prozedere sollten die Ärzte nicht mehr als zehn Minuten benötigen.
Hausärzte wurden deshalb für die Kurzintervention ausgewählt, weil schätzungsweise 75 Prozent der Patienten mit medikamenteninduziertem Kopfschmerz in Allgemeinarztpraxen behandelt werden, sagte Dr. Espen Kristoffersen von der Universität in Oslo.
Erfolg bei über 70 Prozent der Patienten
Die hausärztliche Kurzintervention erfolgte bei 24 Patienten mit Schmerzmittel-Übergebrauch, 36 Betroffene wurden vorerst nicht beraten, bei ihnen sollte die Konsultation erst nach drei bis sechs Monaten erfolgen (Kontrollgruppe).
Die meisten Patienten (58 Prozent) nahmen zu häufig gewöhnliche OTC-Analgetika ein, 18 Prozent zu viele Triptane, und bei 24 Prozent bestand ein Übergebrauch von Medikamentenkombinationen oder Opioiden.
Wie sich herausstellte, reduzierten mehr als zwei Drittel der Patienten ihren Schmerzmittelgebrauch in den ersten drei Monaten nach der Beratung. Nach einem Jahr hatten sich mehr als 70 Prozent entwöhnt und erfüllten nicht mehr die Kriterien für einen Überkonsum.
In der Kontrollgruppe änderte sich in den ersten Monaten ohne Beratung nicht viel, danach ging der Anteil mit Übergebrauch auf ein ähnliches Niveau zurück.
14 Patienten entzogen sich
14 Patienten in der Kontrollgruppe entzogen sich jedoch der Beratung. Von ihnen hatte nach einem Jahr nur knapp ein Drittel ihren Schmerzmittelgebrauch reduziert.
Mit der Analgetika-Reduktion gingen auch die Kopfschmerzen zurück: 50 Prozent der beratenen Teilnehmer hatten nach einem Jahr keine chronischen Kopfschmerzen mehr, bei zwei Drittel war die Attackenfrequenz um mehr als ein Viertel, bei einem Drittel um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Dagegen gab es bei den nicht beratenen Patienten kaum Veränderungen.
"Analgetika-Entzug als erster Schritt in der Behandlung von Patienten mit medikamenteninduziertem Kopfschmerz klappt nach diesen Daten auch ganz gut in der hauärztlichen Versorgung", so Kristoffersen.