Gendermedizin
Ärzte in Westfalen-Lippe wollen bessere geschlechterspezifische Gesundheitsversorgung
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe fordert, die Bedürfnisse von Männern und Frauen in allen Bereichen des Gesundheitswesens zu berücksichtigen. Gendermedizin sei in den Curricula der Hochschulen unterschiedlich implementiert.
Veröffentlicht:Münster. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe fordert eine bessere geschlechterspezifische Gesundheitsversorgung. „Die Gendermedizin ist ein Paradebeispiel für personalisierte Medizin. Wir brauchen den Einstieg in eine individualisierte Versorgung und müssen hinterfragen, ob evidenzbasierte Leitlinien für genetisch unterschiedliche Menschen richtig sind oder welche Auswirkungen die genetischen Unterschiede auf die Leitlinien haben“, so Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle bei der Eröffnung des 15. Westfälischen Ärztetages. Gendermedizin sei keine völlig neue Perspektive in der Medizin und in der Patientenversorgung, doch gebe es auch heute noch großen Nachholbedarf.
Die Geschlechterperspektive müsse in allen Bereichen des Gesundheitswesens gleichermaßen berücksichtigt werden- von der Lehre über die Forschung bis in die medizinische Versorgung.“ Auch in der ärztlichen Ausbildung sei Gendermedizin ein wichtiges Thema, denn die geschlechtsspezifische Medizin sei bislang noch sehr unterschiedlich in die Curricula an den Medizinischen Fakultäten implementiert.
Beide Geschlechter profitieren
Gehle weist darauf hin, dass Männergesundheit genauso von einer geschlechtersensiblen Medizin profitiere wie Frauengesundheit. Bei der Behandlung von Depression und Osteoporose seien beispielsweise die Männer bisher im Nachteil, bei der Behandlung von Herzerkrankungen die Frauen. „Inzwischen sollte sich eigentlich herumgesprochen haben, dass Gendermedizin nicht gleichbedeutend ist mit Frauengesundheit.“
Im unmittelbaren Arzt-Patienten-Kontakt sei „offenbar noch Luft nach oben“, was Aufklärung und Transparenz bezüglich geschlechterspezifischer Unterschiede angehe, so Gehle. Die Bedeutung der Geschlechterperspektive in der Medizin und der gendersensible Blick auf die Patientinnen und Patienten müssten deshalb gestärkt werden, so der Kammerpräsident. (eb)