33. Sächsischer Ärztetag
Bodendieck: Ambulante Strukturen müssen in Reformen mitgedacht werden
Eine Umverteilung der Aufgaben zwischen Ärzten und Fachpersonal hilft nicht viel, wenn alle beteiligten bereits überlastet sind. Darauf wies am Wochenende Erik Bodendieck beim Sächsischen Ärztetag hin.
Veröffentlicht:
Erik Bodendieck, Präsident der Landesärztekammer, hat auf dem Ärztetag seiner Kammer Forderungen der Ärzte, im Reformprozess gehört zu werden, bekräftigt. (Archivbild)
© Sächsische LÄK
Dresden. Der wiedergewählte Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, hat beim 33. Sächsischen Ärztetag Strukturreformen in der medizinischen Versorgung gefordert. Bei diesen Reformen müssten ambulante und stationäre Prozesse gleichermaßen mitgedacht werden, teilte die Kammer in Dresden mit.
„Reformen nur für den stationären Sektor sind wenig zielführend, da sie Auswirkungen auf den ambulanten Bereich haben“, sagte Bodendieck. „Diese Auswirkungen müssen von Anfang in die Planungen einbezogen werden.“ Außerdem müsse die ärztliche Expertise vor allem auf Bundesebene stärker Berücksichtigung finden. Entscheidungen vom „Grünen Tisch“ ohne die Einbeziehung der Fachleute aus der Praxis gingen an der Versorgungsrealität vorbei.
Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine Zusammenarbeit mit allen Professionen sei, wenn brauchbare Lösungen entwickelt werden sollten. Diese Erfahrung solle auch stärker auf zukünftige Maßnahmen übertragen werden.
Kammer: Tarifvertrag für den ÖGD überfällig!
Dazu gehöre auch die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), dessen Notwendigkeit zwar in den vergangenen drei Jahren unter Beweis gestellt worden sei, der aber jetzt schon wieder aus dem Blickfeld der Gesundheitspolitik verschwinde. Einen Tarifvertrag für Ärzte im ÖGD gebe es bis heute nicht. Die Kammerversammlung fordert einen solchen Tarifvertrag in einem Beschluss.
Eine wesentliche Herausforderung nicht nur in Sachsen sei der Fachkräftemangel in allen Bereichen der medizinischen Versorgung. Hier müssten viel mehr Konzepte entwickelt werden, die neben der Personalgewinnung verstärkt auch das Erschließen von Ressourcen zum Ziel hätten, führte Bodendieck aus.
Medizinisches Personal schon jetzt überlastet
Die Umverteilung von Aufgaben löse die Probleme beim jetzt schon überlasteten medizinischen Personal nicht. Wenn dann digitale Anwendungen hinzu kämen, die zwar sinnvoll seien, aber erst mit allen technischen Hürden neu eingeführt würden wie beim E-Rezept oder der E-Patientenakte, dann seien die Menschen am Limit.
Der Ärztetag stellte auf Beschluss außerdem die Forderung auf, dass Getränke und Lebensmittel, die Alkohol enthalten, gekennzeichnet werden – unabhängig vom Anteil des Alkohols. Die Kennzeichnung soll auch für Analphabeten verständlich sein. (sve)