Brandenburg
Ländliche Kliniken sollen zu sektorenübergreifenden Gesundheitszentren werden
Die Kenia-Koalition in Brandenburg will alle Klinikstandorte erhalten – aber ein aktueller Fall zeigt: Nicht unbedingt als klassisches Krankenhaus.
Veröffentlicht:Potsdam. Es ist das kleinste Krankenhaus in Brandenburg. Und ihm droht die Schließung. Aus der nur 55 Betten zählenden „Klinik für Innere Medizin“ in Kloster Lehnin (Kreis Potsdam Mittelmark) soll nach dem Willen ihres Trägers, des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, geschlossen werden.
Die derzeit in Lehnin vom selben Träger betriebene „Klinik für Geriatrische Rehabilitation“ soll dagegen auf 100 Plätze vergrößert werden. Und die im bisherigen Krankenhaus ansässige Palliativmedizin soll als „besondere Einrichtung“ mit 10 bis 15 Betten weiter betrieben werden.
Petition gegen Schließungspläne
Bereits im März wurde über die Schließungspläne berichtet. Nun sind 2267 Unterschriften dagegen beim Petitionsausschuss des Brandenburger Landtags eingegangen. Besonders bemerkenswert: Mit dem Landtagsabgeordneten Udo Wernitz unterstützt auch ein Vertreter der in Brandenburg regierenden SPD die Petition, die die Landesregierung unter anderem auffordert, sich an den Koalitionsvertrag aus dem Herbst 2019 zu halten. Denn darin heißt es, dass alle Krankenhausstandorte im Land erhalten werden sollen.
„Der Standort Lehnin sollte erhalten bleiben, um die Versorgung unserer ländlichen Region zu ermöglichen“, sagte Wernitz der „Ärzte Zeitung“. Ideal wäre es, würde das Krankenhaus wieder die bereits geschlossene Chirurgie sowie die ebenfalls geschlossene Rettungsstelle zurückerhalten. „Wenigstens aber die Innere Medizin sollte erhalten bleiben – die Hausärzte in der Region sagen unisono, es gebe oft keine freien Betten für Patienten.“
Auch der Kreistag von Potsdam-Mittelmark hatte in einer Resolution die Landesregierung aufgefordert, für das Krankenhaus „ein trag-, zukunfts- und vor allem finanzierungsfähiges Konzept als Krankenhaus der Grundversorgung mit Rettungsstelle und weiteren Elementen der medizinischen Versorgung zu erarbeiten und umzusetzen.“
Kliniken „weiterentwickeln“
Doch ein Anruf im Potsdamer Gesundheitsministerium macht deutlich: Mit der Aussage, man wolle alle Krankenhausstandorte erhalten, ist nicht unbedingt ein Krankenhaus im klassischen Sinn gemeint. „Eine solide Grundversorgung muss es überall geben“, sagte Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) der „Ärzte Zeitung“. Allerdings stelle die demografische Entwicklung die Krankenhäuser vor Herausforderungen. Sie müssten sich weiter entwickeln.
„Komplexe stationäre Leistungen müssen wir an geeigneten Standorten konzentrieren“, sagte Nonnemacher. „Krankenhäuser der ländlichen Grundversorgung wollen wir zu modernen ambulant-stationären Gesundheitszentren ausbauen.“ Sie müssten noch viel stärker mit niedergelassenen Ärzten sowie mit Einrichtungen für Rehabilitation und Pflege zusammenarbeiten, und sich auf die immer älter werdende Gesellschaft ausrichten.
„Die Zukunft liegt ganz klar in der Vernetzung von ambulanten und stationären Angeboten, einer sektorenübergreifenden Versorgung für die Bevölkerung“, sagte Nonnemacher. „Für Brandenburg geht es also nicht um einen Abbau von Krankenhäusern, sondern um einen Umbau der Standorte insbesondere im ländlichen Raum zu modernen, Sektoren übergreifenden Gesundheitsanbietern.“
Der Träger hüllt sich in Schweigen
Für den konkreten Fall Lehnin betont das Ministerium, dass die regionale Gesundheitsversorgung auch bei einer Umsetzung der Pläne des Krankenhausträgers gesichert sei: Die Krankenhäuser in Brandenburg/Havel, Bad Belzig, Ludwigsfelde und Potsdam seien in Fahrzeiten von 29 bis 37 Minuten erreichbar.
Der Träger indes verweist auf die Ankündigung seiner Pläne aus dem Dezember – und hüllt sich ansonsten in Schweigen: „Es gibt derzeit keinen neuen Stand und auch keine Stellungnahme unsererseits“, erklärte der Leiter des Referats Kommunikation des Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, Alexander Schulz, auf Nachfrage.