Pädiatrische Versorgung
Pflegekammer NRW sieht angespannte Lage in den Kinderkliniken
Von einem Sommerloch ist derzeit auf den Kinderstationen nichts zu spüren, berichtet die nordrhein-westfälische Pflegekammer. Die Belastungsgrenze vieler Pflegefachkräfte sei überschritten.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen warnt vor einer Überlastung der Pflegefachkräfte in den Kinderkliniken. Die pflegerische Versorgung sei am Limit, ein Sommerloch sei nicht in Sicht, teilt die Kammer mit.
„Die Lage ist vielerorts angespannt, das hören wir immer wieder von Pflegenden aus den Kinderstationen“, berichtet Leah Dörr, gelernte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie Pflegewissenschaftlerin. Sie sitzt im Vorstand der Pflegekammer und ist Mitglied einer Expertengruppe der Kammer, die sich für die Belange der Kinderkrankenpflege einsetzt.
„Nach den Schlagzeilen im Winter mit anhaltenden Infektionswellen geraten die Kinderkliniken in der Öffentlichkeit wieder in Vergessenheit“, fürchtet Dörr. Doch die Lage sei weiterhin ernst. „Die Belastungsgrenze vieler Pflegefachpersonen ist überschritten. Hier müssen wir handeln.“
Die Pflegekammer arbeitet an Lösungskonzepten
Unter den Pflegenden seien viele Mütter, die mit ihren Kindern die Ferien verbringen wollen, sagt Petra Coenen, Leiterin des Pflegedienstes im Elisabeth-Krankenhaus in Mönchengladbach und ebenfalls Mitglied der Expertengruppe. „Hier versuchen wir immer, alle Urlaubswünsche zu realisieren und setzen auch auf Leiharbeit“, berichtet sie. Das sei ein Spagat.
Nach Angaben der Pflegekammer halten zurzeit neben einer großen Zahl von Geburten, zahlreiche Virusinfekte, Gehirnerschütterungen und Hitzschläge das Personal der Kinderstationen auf Trab. Zudem würden vermehrt Jugendliche mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch behandelt.
Die Expertengruppe arbeitet an Lösungskonzepten zur Entlastung und Stärkung der Pflegefachpersonen. Dabei geht es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Optimierung der Pflege- und Versorgungskonzepte sowie um Konzepte für zukunfts- und kompetenzorientierte Bildungsangebote. „Hier gibt es einen erheblichen Handlungsbedarf, denn nur gut aus- und weitergebildete Pflegefachpersonen können die komplexen pflegerischen Herausforderungen bewältigen“, betont Dörr. (iss)